Teil 4 der Radtour von Wernigerode – Eisennach – Geisa – nach Mellrichstadt 01.08. – 15.08.2020

Wernigerode – Wieda 01.08.2020

Wernigerode – Steinerne Renne – Elend – Sorge – Hohegeiß – Zorge – Wieda                    54 km Fahrzeit: 05:05     Unterkunft: Pension „Wiedaer Hütte“, Wieda

Ein ganz herzliches Hallo an alle, die meinen Blog mit großer Freude verfolgen. Heute geht es also wieder los. Der Urlaub mit Ulrike ist leider vorbei. Aber meine Reise geht weiter – und das ist auch schön. 

Start in Werningerode

Da es heute auch hier sehr warm werden würde, startete ich schon um 08:30 Uhr in Wernigerode und das erste Etappenziel lag rund 350m höher. Am Gasthaus Steinerne Renne bin ich auf dem ausgeschilderten Weg angekommen und wurde wenig später mit der Aussicht auf dem Brocken für meine Anstrengungen belohnt. 


Heute gab es eine gute Sicht auf den Brocken.

In Sorge gibt es am Originalplätzen einen sehr guten Einblick auf die Zeit der Teilung Deutschlands und dem Sicherungsmaßnahmen des DDR-Regimes.

Ab hier verläuft der Radweg auch eine ganze Zeit wieder auf dem Kolonnenweg. 

Der Sichtschutzstreifen wird hier wie zu DDR-Zeiten freigehalten. Nur jetzt darf hier Gras wachsen und die Fläche ist frei von Minen.

Hier eine alte Aufnahme der Grenze bei Sorge:

Insgesamt 6 Menschen haben ihr Leben im Grenzbereich von Sorge auf der Suche nach einem anderen Leben im Westen verloren. 

Ab hier ging es dann ständig rauf und runter. Das lag auch daran, dass ich mich entschieden hatte auf dem Harzgrenzweg zu fahren. Bis Sorge war es auch ganz nett. Nur was mich dann auf den nächsten Kilometern erwartete, hatte ich so nicht vermutet. 

Es gab Stellen, die waren noch steiler und in der Mitte durch Regen ausgewaschen.

Das ist noch die harmlose Variante. Zum Teil konnte ich das Rad nur mit sehr viel Mühe den Berg hochschieben, um dann sofort das Gleiche bergab auch machen zu müssen. An Fahren war nicht mehr zu denken. Erst kurz nach dem Punkt „Wendeleiche“ konnte ich dann auf einem Forstweg in Richtung Sorge wechseln und zu meinen Übernachtungsort Wieda fahren. Vorher kommt man bei Hohegeiß noch ein zwei Schildern vorbei. 

Trotz aller Anstrengungen war es ein schöner Tag. Außer die Wanderer, die man im Wald trifft, die einen der 222 Stempelpunkte erwandern, habe ich keine besonderen Erlebnisse oder Begegnungen gehabt. Die Stempelpunkte sind auf den gesamten Harz verteilt und es gibt entsprechende Stempelbücher im Handel zu erwerben. Auch eine Art des Wanderns – die Route wird nach solchen Punkten festgelegt. Damit wäre der Harz für mich fast geschafft. Das Waldsterben ist hier im Südharz noch nicht so groß angekommen wie im Bereich des Brockens.

Heute Abend wird hier an einem Hotel im Ort gegrillt und auch Gäste sind herzlich willkommen. Da war ich heute. Mehr dazu folgt dann morgen im Blog.

Von Wieda nach Duderstadt am 02.08.2020

Wieda – Walkenried – Mackenrode – Zwinge – Teistungen – Duderstadt                             63 km Fahrzeit: 04:20         Unterkunft: Kurmainzer Eck, Duderstadt                                  

Genauso eine Begegnung hatte ich gestern beim Grillen und auch heute wieder im kleinen Ort Limlingerode.

Ich saß beim Essen am Tisch des ehemaligen Ortvorstehers und so konnten wir uns wunderbar über meine Tour unterhalten. Er fand diese sehr spannend und hat dies in kleiner Form im Großbereich des Harz damals schon selbst gemacht. Auch erzählte er davon, wie alle Bürger, in welcher Form auch immer und an welcher Position, damals Hilfestellung in den Orten der Nachbarschaft geleistet haben. Die zwei Stunden sind wie im Flug vergangen.

Heute startete der Tag überhaupt nicht passend für einen Sonntag – trüb und regnerisch sollte es werden.

Die Strecke führte heute von Wieda  via Walkenried – Neuhof – Tettenborn – Mackenrode – Limlingerode – Weilrode – Bockelnhagen- Zwinge – Fuhrbach – Ecklingerode – Wehnde- Teistungen nach Duderstadt.

Leider war ich genau zur Gottesdienstzeit in Walkenried und konnte mir daher die Klosterkirche nicht anschauen.

Aufgrund meiner Erfahrung von gestern habe ich dann solche Wege vermieden und bin über Nebenstraßen gefahren.

Hier ein kleiner Blick wie es heute bis gegen 15:30 Uhr aussah.

Später kam dann auch für gut eine Stunde kräftiger Regen dazu.

Zwischen Neuhof und Klettenberg gibt es kein großes Schild, mit dem auf die Öffnung hingewiesen wird. Hier wurden stattdessen eine kleine Hecke und ein Baum gepflanzt.

Nach langer Zeit habe ich da dann auch mal wieder eine Gruppenunterkunft der NVA gesehen.

In Limlingerode stand ein Posaunenchor auf der Straße. Da wurde ich neugierig und habe eine ältere Dame angesprochen, was hier jetzt gleich passiert. Der alte Pastor wurde heute 80 Jahre alt und dies musste gefeiert werden.

Was aber viel interessanter war, waren die Erzählungen der Frau. Als Kind ist sie in den Ferien immer mal wieder von ihrem Wohnort Mackenrode nach Darlingerode (bei Wernigerode) gefahren. Irgendwie hat es nie geklappt auch mal auf den Brocken zu fahren. Bei der Verabschiedung meinte die Tante, dass sie im nächsten Jahr in jedem Fall zusammen dorthin fahren. Auch daraus wurde nichts, weil der Brocken im Sperrgebiet lag. So musste sie über 40 Jahre warten, um das erste Mal dorthin zu kommen. Jetzt wandert sie einmal im Jahr dorthin und zwar immer ab Oderbrück. Aber sonst war sie, wie alle anderen mit denen ich gesprochen habe, mit der Zeit zufrieden. Wir konnten ja nichts ändern. Und Mackenrode lag direkt an der Grenze, keine 500m davon entfernt.

Ab Zwinge verläuft der Radweg dann wieder sehr nah an der ehemaligen Grenze und man sieht, wie nah die Häuser im Westen an der Grenze standen.

Grenze verläuft oben auf Berg.

Im nächsten Ort Brochthausen gibt es ein Lokal mit dem Namen „Zur Endstadion“. Ab hier war dann die Straße bis 1989 zu Ende.

Auch die heutige Strecke war von einem ständigen Auf und Ab geprägt. So hatte man doch sehr viele Höhenmeter zu bewältigen. Da aber der Untergrund sehr gut war, konnte man, wenn auch im ersten Gang, alle Passagen fahren. Und so ergab sich dann auch noch ein Blick zum Harz.

Ich war schon fast in Duderstadt und habe hier beschlossen heute den Bogen über Teistungen zu fahren. Das Wetter wurde besser und ich hatte noch Zeit. Zwischen Ecklingerode und Wehnde gibt es eine Skulptur.

Hinter Teistungen an der B 247 gibt es ein absolut sehenswertes Grenzlandmuseum. Wer mal in der Gegend ist, sollte dies auf keinen Fall verpassen. Hier nur ein paar wenige Eindrücke.

Der Herr wollte meinen Personalausweis sehen.
Grenzverlauf mit 5 km Sperrzone
„Wagengarage“

Vom Außengelände erkennt man schon das große Straßenschild mit einem Rolltor zu Verhinderung von Flucht mit dem PKW.

Duderstadt selber ist wieder eine sehr schöne, alte und von vielen Fachwerkhäusern geprägte Stadt.


Davon gibt es hier noch sehr viele – alle genau so schön.

In diesem Ambiente habe ich dann auch sehr köstliche frische Pfifferlinge, Rührei, Kartoffeln und Salat gegessen. Dazu gab es ein Duderstädter, also dunkel gebrautes Bier. Ich sage nur „Urlaub vom Feinsten“.

Duderstadt – Heilbad Heiligenstadt am 03.08.2020

Duderstadt -Teistungen – Immingerode – Böseckendorf – Etzenborn – Siemerode -Mangelrode – Heilbad Heiligenstadt             38 km Fahrzeit: 03:12          Unterkunft: Schwarzer Adler, Heilbad Heiligenstadt 

Nicht weit vom Ort der Übernachtung im Hotel Kurmainzer Eck entfernt gibt es einen See, der im Winter zu Eisnutzung gebraucht wurde. So kühlte man ja früher alles Mögliche. Aus diesem Grund wurde der See sauber gehalten und die Kinder konnten wunderbar Schlittschuh laufen.
Durch das Westtor bin ich zurück ins Zentrum gefahren und habe mir noch einige Straßenzüge angesehen, bevor es wieder nach Teistungen zum Grenzlandmuseum ging.

Der Radweg führte mich durch das Freigelände des Museums, das ich gestern ausgelassen hatte, über den Kolonnenweg hoch zur Spitze.

Der Weg führte immer an den Lampen entlang. Bis ganz nach oben. Die höchste Stelle ist nicht mit drauf.
Links und rechts steht ein Zaun.

Ich war ja schon von Hötensleben beeindruckt, aber hier ist die Grenzsituation noch viel größer belassen. Man kann es sich richtig vorstellen, wie es einem als NVA Soldat ergangen sein muss.

Selbst der Minengürtel wird hier regelmäßig gepflügt und von Wildkräuter freigehalten, wie man rechts auf dem letzten Bild deutlich erkennen kann. Links, hinter dem Beobachtungsbunker, ist der Hundefreilaufbereich zu sehen. Dass trotzdem immer wieder Menschen versucht haben in den Westen zu fliehen, ist einfach unvorstellbar.


Oben am Wachturm (nicht mit auf dem Bild) wurde ich von einem Herrn angesprochen, der aus Duderstadt kommt und ganz viel Verwandtschaft in den Orten hinter der Grenze hatte. Es gab ja hier den kleinen Grenzverkehr und die Westbürger durften mit PKW in den grenznahen Bereich einreisen. Er konnte sich noch gut erinnern, wie seine Eltern Zement, Fliesen und Werkzeuge mitgenommen haben, wenn es mal wieder zu einem Besuch in den Osten ging. Auch erzählte er, dass es immer wieder Personen gegeben hat, die viel zu nah an den Zaum von westlicher Seite gegangen sind. Wie schon erwähnt, stand der letzte Zaun ja etwas landeinwärts. Die Grenzpfähle markierten den genauen Grenzverlauf. Manche wurden dann auch für eine Nacht verhaftet und erst am nächsten Tag wieder frei gelassen.
Alle kleinen Ortschaften, die man durchfährt, liegen im Tal. Um dorthin zu radeln, muss man allerdings immer über den Berg. Also standen auch heute wieder etliche Höhenmeter auf dem Programm. Trotzdem erreichte man nach kurzer Fahrt Immingerode (Niedersachsen). Hier steht der erste Hinweis zur einer Massenflucht 1961 von Einwohnern des benachbarten Dorfes Böseckendorf.

Würden nicht die kleinen Schilder der Landkreise hier stehen, würde man unbemerkt nach Thüringen reinfahren.

Auch am Straßenbelag kann man es noch sehen.

Bei der Einfahrt nach Böseckendorf wird man von der Linde begrüßt, die kurz nach dem 30jährigen Krieg gepflanzt wurde.

Im Ort selber habe ich keine Hinweise mehr gefunden. Erst bei einem kleinen Abstecher an der Straße nach Nesselröden gibt es eine Gedenkstelle zur Grenzöffnung und auch weitere Informationen.

Da hier nur schlechte Fotos möglich waren, füge ich an dieser Stelle Bilder aus dem Grenzlandmuseum Eichsfeld ein. Diese hatte ich schon am Sonntag gemacht.

Mitten in der Abfahrt nach Weißenborn im Wald kommt man in einer Spitzkehre an die ehemalige Grenze.


Früher bog der Weg, der von rechts kommt nach links ab.

Statt der großen Schilder wird hier mit kleinen Steinen und Sprüchen auf die Teilung der beiden deutschen Staaten hingewiesen. Hier an der der Straße nach Glasenhausen:

Auf der rechten Seite der Gedenkstein. Unterhalb steht der Spruch vom Bild zuvor.

Wenig später wechselt man dann wieder die Ländergrenze.

Und so sieht die Landschaft von diesem Punkt aus, bzw. dies ist der Blick auf Siemerode.

In der Ortschaft Mengelrode bin ich dann abgebogen, um zum Heilbad Heiligenstadt, der Partnerstadt von Husum in Schleswig-Holstein, zu gelangen. Theodor Storm hat hier rund 7 Jahre seines Lebens verbracht.
Als erstes sind mir bei meinem Rundgang durch den Ort die sehr großen Kirchen ins Auge gefallen. Es gibt zwar auch einige Fachwerkhäuser, aber bei weitem nicht so viele wie in den letzten Orten.
Überrascht war ich dann doch vom Inneren der Kirche. Bei St.Aegidien hätte ich so einen schönen Altarraum nicht erwartet.

Dafür ist der Altarraum von St. Marien wieder ganz schlicht. Hier sind die bunten Fenster der Blickfang. Von außen hatte ich es anders erwartet.

Heute war wieder richtig gutes Radfahrwetter. Wenig Wind und gute Straßen. Bei den Abfahrten zwischen den Orten konnte man es so richtig laufen lassen. Leider fehlte mir 0,1 km/h, um die 50 km/h zu schaffen. Da habe ich wohl doch einen Moment zu früh gebremst.

Selbst beim Einkaufen und beim Bäcker wurde ich heute angesprochen. Ich hatte ein Shirt vom Kiel-Lauf an und alle wollten wissen, ob ich wirklich mit dem Rad von dort gekommen bin. Und auch daraus entwickelten sich sehr nette Gespräche, die so einen Tag perfekt abrunden.

Heilbad Heiligenstadt – Albungen/Werra 04.08.2020

Heilbad Heiligenstadt – Arenshausen – Lindewerra – Bad Sooden- Allendorf – -Albungen   58 km Fahrzeit: 03:55     Unterkunft: Werraside-Inn, Albungen    

Nach einer guten Nacht in dem coolen Hotel…

…. ging es erst durch das Leinetal. Den Anstieg nach Mengelrode zurück habe ich mir erspart. So ging es gemütlich los und man hatte Zeit und Muße für alles andere. An der Strecke hingen viele Vogelhäuschen. Eins davon war doch sehr auffallend.                       

           

Über den Pilgerweg ist der kleine Ort Uder mit der großen Welt bis Spanien verbunden. Der gleiche Weg geht auch durch Pamplona. 😊

In Schönau bin ich abgebogen in Richtung Burgwalde, um doch wieder auf meine Route zu kommen. Hier war der Höhenunterschied nicht mehr so gewaltig und ich konnte gemütlich radeln – auch, weil der Weg die hohen Berge rechts liegen ließ.

In Arenshausen angekommen, musste ich zum Rittergut Besenhausen abbiegen, weil der Autor des Reiseführers es so nett beschrieben hatte. Das Gut lag direkt an der Grenze und ist nur durch einen glücklichen Umstand auf westlicher Seite geblieben und nicht abgerissen worden.

Ein Teil des Gutshofes
Leicht versteckt das Gut. Links neben dem Mähdrescher ist ganz schwach das alte Grenzhäuschen zu erkennen. Einige Meter weiter dann war Grenze.

Hier entdeckte ich einen kleinen, sehr schönen Lehrpfad der Kolpingjugend Erfurt nahe der Ortschaft Kirchgandern. Insgesamt gibt es 8 Infotafeln auf einem Rundweg an der ehemaligen Grenze und um den Berg „Pferdkopf“ herum.

So kann man den Text besser lesen! So sind auch die anderen Tafeln aufgebaut.

Von einer Anhöhe des Weges hat man einen „schönen“ Blick auf die neue A 38. Nicht falsch verstehen – die A 38 zerschneidet die Landschaft und macht sie unüberwindbar für Mensch und Tier.

Den letzten großen Anstieg von ca. 10% hatte ich dann kurz hinter Arenshausen.

Für mich ging es hoch!!!

Anschließend merkte man langsam, dass es ins Tal der Werra ging. Es gab hier keine großen Anstiege mehr und man fuhr durch schöne Landschaften.

Nur der Kolonnenweg tauchte links und rechts immer wieder auf, weil man die Grenze der Bundesländer häufiger kreuzte.

Unterwegs bei einer Kapelle in Neusessen hing dieses Plakat im Schaukasten. Dies gilt nicht nur für die Zeit des dritten Reiches!!

Wenig später erreicht man auch schon in Werleshausen die Werra und es geht auf einem wunderbaren Radweg immer in Richtung Bad Sooden-Allendorf.

Werratal in Werleshausen

Unterwegs gibt es immer mal wieder schöne Motive. Und viele fahren daran vorbei.

Kurz vor Lindewerra fährt man wieder nach Thüringen und wird an einer Brücke auf die Geschichte hingewiesen. Ab hier war die Werra bis Wahlhausen auch Grenzfluss und nicht passierbar.

Die schöne neue Brücke über die Werra.

Der neue Radweg in diesem Bereich wurde auf dem alten Kolonnenweg gebaut und kann schon als High Way für Räder betrachtet werden. Nur wer Zeit hat und sich auch einmal umschaut, sieht die alten Wunden im Wald.

Da, wo der Baumbestand anders aussieht, war der Grenzbereich.
Heute hat man dort einen Aussichtspunkt aufgebaut.

Im Ort Wahlhausen standen die Häuser direkt am Zaun. Zum Andenken hat man eine Linde an den Platz gepflanzt.

Die schöne Skulptur „Tandem“ an der alten Grenze sagt doch alles aus. Ebenso ein Zitat, das einen auf das Grenzmuseum „Schiffersgrund“ hinweist. Es lag allerdings ganz oben auf dem Berg und ich habe es daher nicht besucht. 1km schieben wollte ich heute nicht.

Zusammen geht es besser!?

In Allendorf erwartet einen wieder eine sehr schmucke alte Fachwerkidylle, die einem zum Verweilen geradezu auffordert.

Leider stören die Wagen dieses Bild enorm.
Sehenswerte Gassen!

Gerne hätte ich dort oben übernachtet (siehe nächstes Bild). Leider habe ich aber die Prinzessin nicht unten am Radweg getroffen oder sie wollte mich nicht treffen.

Schloss Rothestein

Dass die Werra immer noch ein dreckiger und vor allen Dingen ein salziger Fluss ist, sieht man sehr deutlich doch an den Ablagerungen bei Niedrigwasser.

Die Anzahl meiner Begegnungen hielt sich heute in Grenzen. Nur bei meiner Pause in Werleshausen kam ich mit einem Ehepaar aus Velbert ins Gespräch. Beide waren früher regelmäßige Besucher mit der Familie in den Jugendherbergen und sehen die jetzige Entwicklung auch mit großer Sorge. Die beiden paddeln die Werra stromabwärts und holen dann jeweils mit einem Roller, der im Boot verstaut ist, das Wohnmobil zur Übernachtungsstätte auf dem Campingplatz.

In Albungen im Werraside-Inn blieb ich über Nacht. Heute gab es Livemusik und mit Grillen im Biergarten. Mein Abend war also schön mit weiteren, netten Gesprächen unter Radfahrern. Diese haben zum Teil spontan angehalten. Bier und Essen gab es für alle.

Frank Marx

Lieber Helmut,
Deine Beiträge werden von Tag zu Tag noch interessanter und die Fotos mit ihren Einstellungen noch besser. Vielen Dank dafür. Und es wird auch irgendwie deutlich, dass es Streckenabschnitte gibt, in denen Du „Kontemplation“ geniessen kannst, also die Seele baumeln lassen kannst. Da werde ich neidisch, Helmut. Es wird Zeit, dass ich Deinem Weg folge, das merke ich!
Viele Grüße, das Wetter soll diese Woche schön werden. Trink genug, Austrocknung ist gefährlich.

Frank

Albungen – Grossburschla 05.08.2020

Albungen – Jestädt – Eschwege – Wanfried – Großburschla                                           60 km Fahrzeit: 04:23     Unterkunft: Gasthof am Kamin, Großburschla

Gestartet bin ich bei schönem, aber noch frischen Temperaturen. Wie an allen vorherigen Tagen sind meine Getränkevorräte gut gefüllt. Ansonsten habe ich auch kein Problem bei Leuten nach Wasser zu fragen. Heute bin ich aber auch durch Ortschaften mit Läden geradelt. Ich trockne nicht aus – darauf wurde ich ja in einem Kommentar besonders hingewiesen. Vielen Dank für den Hinweis.

Heute sollte es nur auf kurzem Weg durch das Werratal gehen.

Das Tagesziel war Großburschla. Der Grenzverlauf ist hier sehr seltsam. Das verdeutlicht auch die Karte in nächsten Bild, in der ich den Grenzverlauf noch zusätzlich gelb markiert habe.

In Niederhone – kleiner Abstecher in den Ort zum Einkaufen – fand ich dann diese alte Mühle, die noch in einem guten Zustand war.

Über Jestädt kommt man sehr schnell zur sehenswerten Stadt Eschwege. Hier geht die Werra mitten durch die Stadt und auch hier gibt es wieder Fachwerk ohne Ende. Bei der Einfahrt kommt man leider zuerst an einer nicht so schönen Ecke vorbei.

Im Stadtzentrum sieht es dann viel schöner aus. Zwischen den beiden Häuser gibt es ein Glockenspiel, was sich zum Zeitpunkt der Aufnahme sehr schön anhörte.

In Eschwege gibt es auch eine Jugendherberge. Auch hier sah es sehr trostlos aus – keine spielenden Kinder oder Gäste gesehen.

Das gleiche Bild mit dem schönen Fachwerk gibt es auch wieder im nächsten Ort Wanfried.

Rathaus

Bei der Planung des Tages hatte ich Informationen, dass es oberhalb des Ortes einen Grenz- und Beobachtungsturm sowie eine Agentenschleuse gibt. Mit dem Gepäck allerdings wollte ich dies nicht machen, da es gute 250 m Berg hoch ging und der Weg oben im Wald zum größten Teil aus den bekannten 28 Lochplatten Betonstücke (Kolonnenweg) besteht. Ich hatte aber Glück. In Wanfried gab es Fahrradboxen und so konnte ich meine Sachen dort einschließen und nur meine Verpflegung mitnehmen. Es hat sich gelohnt. Der Anstieg zog sich zwar über 3,5 km hin – es ließ sich aber sehr gut bis zum Schild fahren.

Kurz nach dem Grenzschild gibt es auch die ersten Hinweisschilder zu diesen Punkten.

Ab hier waren es dann erst Schotterwege, die sich später nur noch mit schieben zu bewältigen ließen. Zwischendurch konnte ich mich an reifen Pflaumen schon gut stärken. Es dauerte nicht lange, und ich hatte mein erstes Ziel – den Wachturm – erreicht.

Der ehemalige Grenzstreifen wird hier von Kühen und Schafen freigehalten, sodass man einen Blick auf den ehemaligen Verlauf hat. Unterwegs kommt man auch an einem Beobachtungsturm vorbei.

An einer Stelle kann man bei guter Sicht die Wartburg in Eisenach sehen. Heute war es leider etwas trüb und nur mit gutem Willen konnte man die Wartburg erahnen.
Zu meiner großen Freude sind hier auf bestimmt 2km Länge die 28 Lochplatten auf einer Seite mit Beton gefüllt worden und so konnte man doch sehr gut radeln. An dieser Stelle einen ganz herzlich Dank an die unbekannten Engel.

Zur Agentenschleuse ging es doch sehr steil bergab und ich musste ständig beide Bremsen gut festhalten. Aber eine Agentenschleuse hatte ich bis jetzt auf meiner Reise noch nicht gehabt. Schon alles sehr merkwürdig auf welche Ideen Menschen kommen können.

An den Landstraßen 3244 und 1019 gibt es einen Informationsstand zur Situation an dieser Stelle.

Auf der Karte oben habe ich eine Stelle mit einem Pfeil markiert. Hier bin ich dann später, nachdem ich meine Sachen in Wanfried geholt habe, vorbeigekommen und habe das folgende Foto gemacht.

Mein Übernachtungsziel Grossburschla erreicht man nur über die Werrabrücke. Hier gibt es auch eine Straße, die auf die Einheit hinweist.

Bevor ich zu Hotel gefahren bin, musste ich auch noch den fünften Grenzübergangspunkt zwischen Weißenborn und Grossburschla ansteuern. Hier gibt es nur einen kleinen, etwas unleserlichen Hinweis. Daher nur ein Bild des Straßenverlaufes.

Getroffen habe ich unterwegs wieder viele Radfahrer, die mir aber einfach zu schnell fahren und keine Zeit haben. So wie beispielsweise einen jungen Mann aus Neumünster, der ohne Ziel unterwegs ist.
Hinter Eschwege fuhr vor mir eine Frau mit einem Kinderanhänger, der etwas seitlich angebracht ist. Man muss also beim Fahren aufpassen und nicht mit dem Rad in der Mitte durchfahren. Sie fuhr einen strammen Gang und ich dachte mir: ‚Das arme Kind‘. Wenig später hatte ich sie eingeholt und stellte fest, dass leckere Grillsachen, inkl. Kohle, dort verstaut waren. Und dass die Frau ein junges Mädchen war und Dinge für eine Grillfeier mit Freunden für heute Abend besorgt hat. So hatte ich für ca. 15 min eine nette Unterhaltung.

Grossburschla – Eisenach 06.08.2020

Grossburschla – Treffurt – Frankenroda – Creuzburg – Hörschel – Eisenach          49 km Fahrzeit: 03:14     Unterkunft: Gästehaus Wohngut, Eisenach    

Der Tag startete schon 08:30 Uhr, weil es um die Mittagszeit auch hier sehr warm werden sollte. So hatte ich alle Zeit für einen total entspannten Tag auf dem Werraradweg. Dieser läuft ab Treffurt doch etwa 10km von der Grenze entfernt. Und ich dachte mir: „Da gibt es heute bestimmt nicht viel zu schreiben. Du kannst nur ein paar Bilder mit nettem Text heute hochladen.“ An zwei Orten wurde ich dann aber so richtig überrascht. Dazu aber später mehr.
Rückblick auf gestern: Die Hotelbesitzerin gab mir beim Abendessen ein Buch über diese Gegend. Diesem konnte ich dann entnehmen, dass der „Heldrastein“ mit 504m Höhe hier so etwas ist wie der Brocken im Harz. Er lag genau im Speerbezirk und ein Zipfel DDR ragte nach Hessen rein. So waren die Menschen hier froh, als sie dann nach 1989 endlich wieder auf ihren Berg konnten. Heute steht dort ein Aussichtsturm mit guter Fernsicht.

                                                  

Heldrastein

Des Weiteren fand ich hier auch etwas zum „Wanfrieder Abkommen“.

Im Bereich um Heldra gab es mehrere Flusssperren, um ein Durchschwimmen zu verhindern. Auch hier haben sich Leute gefunden, um der Nachwelt eine der Sperren zu erhalten. Die Brücke ist heute eine wichtige Verbindung für Wanderer zum Heldrastein. Nur die Klappen, die an der Brücke gehangen haben, sind abgebaut worden.

Die hier aufgestellten Infotafeln verhalfen auch mir zu einer neuen Information. Die hatte ich so noch nicht gehört und auch nicht gelesen.

Manchmal muss ich bei dem gemütlichen Fahren schon an zu Hause und an meine „drei lieben Nachbarn“ denken, die immer mal wieder eine Auge auf Haus und Grundstück werfen. Oder man wird – wie hier – durch Schilder daran erinnert, wo man herkommt.

Biergarten und Reiterhof und angrenzenden Campingplatz

An einer Stelle steht auch hier der Hinweis, wie hoch das Wasser hier manchmal steht.

1909 wurde das Hochwasser durch Eisschollen verursacht. Diese hatten die Brücken versperrt.

Hier ging Jochen mit seinem Hund spazieren und wir sprachen miteinander. Es gab Zeiten in denen die Werra zugefroren ist. Zu DDR-Zeiten wurde dann einfach mehr Salzlauge in den Fluss abgegeben und so löste sich das Eis auf. Wenn es ganz schlimm kam, wurde auch mal gesprengt. Er konnte mir auch berichten, dass die Werktätigen in den Speerbezirken zum Teil bis zu 100,00 Ostmark zusätzlich bekommen haben.

Ein Bewohner aus dem Dorf hat während der Arbeitszeit auf einem LKW eine Art Kran gebaut. Der Kran sollte für Arbeiten an seinem Haus genutzt werden. Da Frankenrode rund 10km von der Grenze entfernt liegt, hat auch keiner Verdacht geschöpft, dass dies für eine Flucht gebaut wurde. Zu der Zeit war die Grenzsicherung noch nicht so ausgebaut wie in den letzten Jahren. Jedenfalls hat er es geschafft mit seinen LKW nah genug an die Grenze zukommen und hat einfach das Krangestell über den Zaun gelegt und ist dann rüber geklettert. Dies konnte er dann nach 1989 den alten Dorfbewohner erzählen. Auch konnte sich Jochen noch gut an die Filmaufnahmen vom Matthias Kessler mit seinem Tuk-Tuk erinnern.
Ich machte mich dann weiter auf meinen Weg – mal im Schatten; mal in der Sonne – und erreichte Creuzburg. Innerhalb von Creuzburg war eine große Baustelle und deshalb habe ich den Ort nicht besucht und bin direkt zur Siebenbogenbrücke mit Kapelle gefahren und habe dort meine Mittagspause eingelegt.

Das war auch gut so. Diese Stelle wird auch gerne als Rastplatz der Wasserwanderer auf der Werra genutzt. Ich saß gerade auf einer Bank im Schatten, als vom Fluss eine dreiköpfige Familie aus Blomberg kam, die hier genau das Gleiche vorhatte. Gerne haben sich Mutter und Tochter dazu gesetzt und wir sind richtig gut ins Gespräch gekommen. Die Eltern sind im Februar 1990 aus Mühlhausen in den Westen gezogen. Sie sind also noch ausgebürgert worden. Es war ja noch nicht abzusehen, dass es bald wieder nur ein Deutschland geben wird. So wurde mir dann in den Gesprächen auch erzählt, dass die beiden Brüder des Mannes 1972 in einem LKW versteckt über die Grenze geflüchtet sind. Eine schöne und spannende Geschichte bei der Mittagsrast. An dieser Stelle auch der Tochter alles Gute zum 18. Geburtstag, den Sie am 07.08.2020 zufällig im Rahmen einer großen Hochzeit auf einem Campingplatz verbringen darf. Alles Gute für den weiteren Lebensweg und auch noch einen schönen Urlaub. Hier die versprochenen Bilder wie es mit dem Kajak weiter ging. Dank für die netten Gespräche.

Der „Steuermann“ sitzt noch nicht!
Alle an Bord und es geht los.
Die „Stromschnellen“ wurden sehr gut gemeistert.

Noch kurz ein Bild von Creuzburg gemacht …

Und so radelte ich mit vielen tollen, schönen Eindrücken und Erlebnisse entspannt direkt nach Hörschel, dem „Tor zum Rennsteig“.

200m vor Hörschel

Hier fängt der Rennsteig an oder endet auch für so manchen, wie ich feststellen musste.

Jede Größe ist vorhanden.

An der Bahnlinie ging es dann weiter bequem in das 9km entfernte Eisenach, dort habe ich ein nettes Quartier im Gästehaus Wohngut. Hier bleibe ich zwei Nächte, weil ich mir in Ruhe die Stadt und die Wartburg näher ansehen möchte.

Hier noch einen kurzen Überblick über Eisenach. Im Eingangsportal des Bahnhofes gibt es diese beiden Glasfronten.

Luther und Bach spielen hier in Eisenach eine große Rolle. Die dürfen hier heute nicht fehlen.

Martin Luther
Lutherhaus

Nur wenige Straßenzüge weiter kommt man zu Johann Sebastian Bach.

Bachhaus

Morgen dann mehr von Eisenach und der Wartburg.

Ein Tag in Eisenach 07.08.2020

Villenviertel – Burschenschaftsdenkmal – Wartburg – Drachenschlucht – Lutherhaus

Unterkunft: Gästehaus Schlafgut, Eisennach                   

Mein heutiger Tag in Eisenach. Es gibt nur wenig Text, dafür mehr Bilder, die ich auf meinem Rundgang gemacht habe. Zuerst ging es zum Burschenschaftsdenkmal von 1902, das oberhalb von Eisenach liegt. Vorher kam ich aber an einer schönen Villa vorbei.                   

            

Von hier hat man schon einen sehr schönen Blick auf die Stadt und auf mein nächstes Ziel, die Wartburg.

Die nächste Aufnahme habe ich später von der Wartburg ausgemacht.

Um zur Wartburg zu kommen, geht man durch ein Villenviertel der Gründerzeit. Davon gibt es hier sehr viele. Ich bin aber nicht weiter durch diese Viertel gegangen, denn ich hatte einen anderen Plan für heute.

Hier findet man aber auch noch die alten Garagenhöfe aus DDR-Zeiten.

Auch der alte Drahtgitterzaun der Grenze findet hier noch Verwendung.

Von der Wartburg hat man einen Blick auf einen kleinen Teil dieses Viertels.

Wie nicht anders zu erwarten, war die Wartburg voll mit Menschen und ich musste eine ganze Stunde warten, um die Innenräume zu besichtigen. Bilder durfte man von den doch sehr prachtvollen Räumen nicht machen. Daher nur Außenaufnahmen.

Von hier ging es durch den kühlen Wald zur Drachenschlucht. Leider fehlte hier das Wasser, was hier sonst wohl sehr stark fließt. Vorstellen kann man es sich. Das Schöne an der Schlucht war, dass es hier noch kühler war als im Wald.

Mit dem Bus ging es zurück in die Stadt. Hier stand noch eine Himbeersahnetorte auf dem Programm und ein Besuch im Lutherhaus. Man könnte sehr viel schreiben und in gekürzter Form würde zu viel fehlen. Also einmal selber hier hinkommen und sich zwei volle Tage Zeit nehmen.

Die Überschrift ist mein Motto seit dem 15.06.2020

Auf dem Weg zum Hotel hatte ich die gleiche Situation im Bahnhof wie schon heute am Morgen.

Keine Menschenseele im unteren Bahnhofsbereich.

Eisenach -Heringen (Werra) 08.08.2020

Eisenach – Hörschel-Wartha-Lauchröden-Gerstungen-Dankmarshausen-Heringen              62 km Fahrzeit: 04:05     Unterkunft: Pension am Werraufer, Heringen

Schon um 08:15 Uhr saß ich auf dem Rad, um wenigstens eine kleine Strecke im Kühlen fahren zu können. Heute ergab es sich durch den Grenzverlauf, dass ich insgesamt elfmal die Grenze kreuzen konnte. Die Konsequenz daraus ist, dass ich eine Menge von Informationen habe und jetzt versuchen muss, daraus ein Tagesprotokoll für mein Reisetagebuch zu machen.

Zurück ging es nach Hörschel und wenig später erreicht man Wartha.

Hier stand die Information, dass der Bahnübergang nach Herleshausen gesperrt ist. Daraus ergab sich ein Gespräch mit einem älteren Radfahrer aus Lauchröden. Nach meiner Karte ging die Strecke vor dem Bahnübergang weiter, was mir der Herr bestätigte. Geboren war er in Wanfried (in der Nähe der Grenze) und hat die restliche Zeit seines Lebens in Lauchröden (direkt an der Grenze) gelebt. Nach kurzer Zeit trennten sich unsere Wege, weil er noch weiter trainieren wollte und dazu in die Berge wollte. Auch die Flussperre gibt es noch und bietet einen Blick auf die Burgruine Brandenburg.

Kurz vor der Grenzbrücke steht ein Mahnmal.

Hier traf ich dann auf ein älteres Ehepaar, das mich ansprach und von sich aus anfing zu erzählen. Er war LKW-Fahrer und hat Güter zwischen Ost und West im kleinen Grenzverkehr gefahren und hat immer in Lauchröden gewohnt. Einen Gedanken an Flucht hatten beide nie, auch nicht, als die Frau zu Westbesuchen bei Verwandten war. Sie wollte ihre Familie und ihren Mann nicht alleine zurücklassen. Kann man durchaus verstehen. Bei einem ihrer Westaufenthalte hat sie in Herleshausen einen Pullover gekauft, der in Apolda (Glockenstadt) hergestellt wurde. Diesen gab es in der DDR selber nicht zukaufen. Nach dem 09.11.1989 hat der Mann dann fleißig geholfen die Wachtürme zu beseitigen und auch die Wege zur Ruine Brandenburg wieder in Ordnung zu bringen. Sie durften ja ab 1952 nicht mehr dort hin. Die neue Brücke wurde zeitgleich mit der Brücke in Lindawerra eröffnet, wie eine weitere Bewohnerin aus dem Ort bemerkte. Zum Schluss standen wir mit insgesamt 7 Personen mitten zwischen Hessen und Thüringen.

So sah es bis 1989 aus.
Heute, hier noch ohne uns.

Am Ortsende gibt es dann diese Stelle. Hier ist bestimmt am Abend mehr los.

Auf dem weiteren Weg nach Sallmannshausen sieht man den ehemaligen Grenzverlauf. Schön war heute auch, dass es an ganz vielen Stationen Hinweistafeln gibt.

Gut war auch, dass der Weg immer im Tal der Werra bleibt und zum Teil auch im Schatten liegt. Auch die Kühe wissen, wo es etwas kühler ist.

Bei Zeiten sieht man auch den großen, künstlichen Berg – im Sprachgebrauch der „Monte Kali“ genannt. Er liegt zu Füßen von Widdershausen und Heringen.

Vor Gerstungen kommt man auch noch an die alte Bahnlinie vorbei, die extra damals gebaut wurde.

„Die Bahnstrecke Förtha–Gerstungen war eine eingleisige Hauptbahn in der DDR (Thüringen). Sie bestand von 1962 bis 1992 zur Umfahrung des auf westdeutschem Gebiet (in Hessen) gelegenen Streckenabschnittes Herleshausen–Wommen der Bahnstrecke Halle–Bebra.“

Auch gibt es hier wieder eine größere Anzahl von Störchen. Die waren unterwegs ‚verloren‘ gegangen.

Hübsche Ort gibt es auch in diesem Streckenabschnitt, wie hier in Gerstungen.

Der Bahnhof

Zwischen Ober-und Untersuhl lief die Grenze sehr eng an den Häusern vorbei. An diesem Grenzpunkt werden dem Besucher an Tafeln sehr viele Informationen zur Verfügung gestellt.

Hier sogar mit „Grünem Band“ dekoriert.

Von meinem Mittagsrastplatz oberhalb der Werra bei Dankmarshausen konnte ich ein kleines Naturschauspiel beobachten.

In Dankmarshausen bin in dann in den Zipfel der DDR gefahren, der so richtig nach Hessen hinein ragt. Ich habe alle Übergänge abgefahren. Hier nur eine kleine Bildauswahl.

So wäre der Blick ohne Mauer gewesen.

Wie warm es heute war, zeigt am besten folgendes Bild:

Auch zwischen Dankmarshausen und Widdershausen ist die Grenze sehr nah bei den Häuser gewesen. Alle drei Bilder sind vom gleichen Standpunkt aus gemacht.

Schön, dass die alten Betonplatten hier eine neue Funktion erhalten haben. An ganz vielen Stellen sind sie als Einstiegshilfe für Kanufahrer umgebaut worden.

Das war ein erlebnisreicher Tag auf der doch kurzen Strecke von Eisenach nach Heringen. Das sollte aber noch nicht der Schluss sein. Beim Italiener bin ich mit Heike (gebürtig aus HH) und Ton (von Antonius) ins Gespräch gekommen. Ein wirklicher netter Abschluss des Tages. Die beiden sind drei Wochen lang von Arnheim (da wohnen beide jetzt) nach Prag unterwegs und wollen sich auf der Moldaubrücke küssen. Aber auch unterwegs soll dies passieren, wie mir Ton augenzwinkernd sagte. Auch in Wesel im alten Lippehafen haben sie übernachtet, da Sie ein Stück der Römerroute geradelt sind. Ich wünsche Euch noch eine gute Fahrt und eine schöne Zeit bis Prag.

Der Inhaber der Pension am Werratal in Heringen verfolgt auch meinen Blog. Sehr schön, wie auch mein sehr großes Zimmer mit Sitzecke und schnellem Internet. Bilder hochladen für den Blog ging heute zum Glück sehr schnell.

Heringen – Geisa 09.08.2020

Heringen – Vitzerode – Oberzella – Vacha – Pferdsdorf-Grüsselbach-Point Alpha-Geisa         43 km Fahrzeit: 03:15     Unterkunft: Geissschänke, Geisa      

Es sollte heute sehr heiß werden. Wie ich im laufe des Tages feststellen musste, fuhr ich am Südhang fast immer in der Sonne. Es gab nur wenige Abschnitte mit Schatten. Dazu kamen dann auch noch die ersten Rhönberge.
Beim Frühstück hatte ich zwei Zeitgenossen, die nicht viel reden wollten. Ein Ehepaar, das auch hier übernachtet hat, lernte ich leider erst beim Bezahlen kennen und daher konnten wir uns leider nicht mehr groß unterhalten. Die Beiden fahren den Grenzweg von Hof nach Lübeck. Wir hätten uns gut austauschen können.  

In Heringen ging mein Weg von der Werra weg und ich musste die ersten 9km immer leicht bergan fahren. Schon kurz nach Heringen kommt man an den ersten „geschleiften Ort“ des heutigen Tages. Beispielhaft daher nur Bilder von diesem Ort. Auch weil es hier noch einen Hof gibt, der damals nicht abgerissen wurde.

Hier hatte ich richtig Glück.

Dass man so an einem Sonntagmorgen begrüßt wird, war mir ein Bild wert. Getroffen habe ich nur einen Mann, der gerade frische Eier für’s Frühstück aus dem Hühnerstall geholt hatte. Allerdings gab es hier Schwalben ohne Ende.

Nur ein kleiner Ausschnitt. Die Schwalben saßen hier bestimmt über 15m auf den Leitungen.

In Vacha erwartet einen dann die „Brücke der Einheit“ und ein kleines Grenzmuseum. Der Ort selber hat einen sehr großen Marktplatz und noch eine kleine Burg.

Keiner hat Ihm Bescheid gesagt …

Unterwegs gab es so viele Informationen in den Orten wie kaum an anderen Ecken meiner bisherigen Reise. Und Point Alpha hatte ich noch gar nicht erreicht. Nur als Beispiel hier eine Tafel über eine Fluchtgeschichte.

Auf dem weiteren Weg kreuzt man immer wieder die alte Grenze. Es sind aber so gut wie keine Spuren zu erkennen, außer es ist deutlich sichtbar gemacht worden.

Zum Glück führte mein Weg nicht genau auf dem Kolonnenweg. Nur Wanderer des Grenzwegs müssen hier entlang.

Auf der langen Reise entlang der Grenze hatte ich hiervon bisher auch nichts gehört. Selbst nach fast 1900km noch neue Erkenntnisse..

Oberhalb von Geisa hatten die Amerikaner einen Beobachtungsposten ganz nah am Grenzzaun gebaut. An wohl kein anderer Stelle, außer in Berlin, standen sich die beiden Seiten so „nah“.

Dies ist der Blick vom Beobachtungsturm der Amerikaner auf die ehemalige Grenze. Hier, wie auch am anderen Ende im „Haus der Grenze“, lernt man sehr viel über unsere Geschichte. Die Amerikaner stellen Ihre Freundschaft zu den Deutschen in der Ausstellung sehr stark in den Vordergrund und zeigen auch welche Dinge sie zu beachten hatten.

Jetzt nur noch angedeutet und durch Rasengittersteine markiert.
Der Beobachtungsturm der Amerikaner.

Das Haus der Grenze ist genau auf dem alten Kolonnenweg gebaut. Sehr nett und spannend gemacht. Im Inneren wird einem der Grenzaufbau etc. beschrieben. Auf Grund von Corona können aber nicht alle Informationen an den Bildschirmen abgerufen werden – für die Besucher leider sehr schade.

Der Weg im Gebäude.

Auf dem weiteren Kolonnenweg gibt es einen ganz langen „Weg der Hoffnung“ mit Skulpturen. Bei meinem ersten Besuch vor einigen Jahren hatte es hier geregnet und heute waren es gefühlt 34 Grad in der Sonne. So unterschiedlich kann es einen treffen. Damals schnell durchgegangen und heute gar nicht.

Von hier oben konnte ich auch schon meinen Übernachtungsort Geisa sehen. Es ging zum Glück nur noch abwärts und im Biergarten gab erst mal ein großes und kühles Radler.

Vergleich früher und heute.

In der Geisstube musste heute leider eine Forelle – sie lebte noch im Käfig im Bach vor den Haus – ihr Leben für mein Abendbrot lassen.

Jetzt hoffe ich für morgen auf etwas abklingenden Temperaturen. In der Umgebung gab es auch Gewitter – hier waren es nur wenige Tropfen.

Geisa – Birx mit Umwegen am 10.08.2020

Geisa-Wiesenfeld-Setzelbach-Geismar-Reinhards-Ketten-Güthers-Tann-Batten-Birx       51km Fahrzeit: 03:56   Unterkunft: Pension Dreiländer Eck, Birx  

In Geisa hat es gestern Abend auch etwas länger geregnet. Die Luft kühlte sich allerdings nur wenig ab und im Zimmer blieb es doch sehr warm. Hinzu kamen dann in der Nacht auch noch Mücken, die den Weg durch die Fenster gefunden haben. Also zum ersten Mal nicht gut bis gar nicht geschlafen. Daher passte es auch, dass es heute so eine „Art Überführungsfahrt“ werden sollte.  

Die Kirche von Geisa.

Zum Start hingen die Wolken noch sehr stark und nur an wenigen Stellen konnte die Sonne durchscheinen. Dafür ein schönes Fotomotiv.

In der Ortschaft Wiesenfeld sehen die beiden Häuser noch genauso aus wie vor drei Jahren. Da sind wir hier gewandert. Ich habe den Ort und die Stelle sofort erkannt.

Hinter Wiesenfeld gibt es einen Gedenkstein für Rudi Arnstadt. Leider steht er etwas abseits auf einer Anhöhe, die man nur über einen schlecht befahrbaren Kolonnenweg erreichen kann. Sehr spannende Geschichte. Wer mehr wissen möchte, findet dies im Internet.
Zwischen Mittelaschenbach und Reinhards liegt der westlichste Punkt der früheren DDR. Um dorthin zu kommen, durfte ich durch viele kleine Ortschaften fahren. Und dabei ging es ständig auf und ab und immer mal wieder gab es auch Gegenwind.

In diesem Bereich ist der westlichste Punkt. Der Grenzbereich links ist zugewuchert und fast kein Durchkommen mehr möglich.

An der Straße von Spahl (Thüringen) nach Mittelaschenbach haben allein die Einwohner der Ortschaft Spahl diesen Gedenkstein aufgestellt.

Auch in dieser Ecke gibt es viele geschleifte ( dem Erdboden gleichgemacht) Höfe und kleinere Ortschaften. Die Dichte in diesen Grenzabschnitten ist in den letzten Tagen schon sehr auffällig. Vom Gefühl her, gibt es zwischen Hessen und Thüringen die meisten.

Auch stehen hier noch einige Wachtürme, zum Teil sehr gut eingewachsen, in der Landschaft. Der Erste gehört noch zur Gedenkstätte Point Alpha, der etwas außerhalb der Gedenkstätte steht.

Wie schon weiter oben erwähnt, ging meine Strecke auf und ab. Wir sind hier in der Rhön und die Hügel haben es doch mehr in sich, als man denkt, bzw. ich gedacht habe.

Bei Tann macht eine Firma, so sehe ich es jedenfalls, perfekte Werbung für sich. Und so bin ich auch mal wieder auf einem Bild vertreten.

Kurz vor Tann bin ich wieder auf den Ulster-Radweg gekommen und so rollte es dann ganz gut. Bei der Ortschaft Batten musste ich mich entscheiden, ob ich einen sehr langen und steilen Anstieg durch Wald oder die etwas entspanntere Variante nehmen sollte. Bei der ersten Möglichkeit wäre ich auf über 800m über dem Meeresspiegel gekommen und hätte wieder nach Birx, zum Hotel, wieder bergab fahren müssen. Ich habe die andere Möglichkeit genommen und durfte dafür rund 3km an der B 278 fahren. In Seiferts ging es auch hier sofort nach Birx bergan. Kurz vor Birx stand ein Schild an der Straße mit 11% Steigung. Vorher fährt man aber wieder von Hessen nach Thüringen.

Wenig später kam dann dieses Schild.

Zum Hotel sollte es noch etwas höher gehen. Um ehrlich zu sein: Den Bereich mit 11% habe ich geschoben. An Fahren mit Gepäck war für mich nicht mehr zu denken. Heute bin ich im süd-westlichsten Zipfel von Thüringen.
Wie man merkt, gab es heute keine extravaganten Begegnungen oder sonstige, schöne und ‚berichtenswerte‘ Punkte. Hier werde ich jetzt wieder zwei Nächte verbringen und sehr wahrscheinlich die Grenze, die wie ein Finger nach Hessen rein ragt, erkunden.

Ein Tag in Birx: 11.08.2020

Wanderung Birx – Frankenheim – Birx Unterkunft: Pension Dreiländereck, Birx

Schon nach wenigen Metern hinter Brix hat man einen schönen Blick auf die Wasserkuppe und auf die Hochebene hinter Brix. Die Wasserkuppe ist die höchste Erhebung in der Rhön. Auf meinem Weg konnte ich viele Informationen sammeln, die jetzt in der Reihenfolge des Erreichens als Bilder dargestellt werden.

Der Weg zum alten Turm ist schon fast zugewachsen und wird wohl nur noch sehr selten von Wanderern besucht.

Zwischen Birx und Frankenheim

Der Turm wurde mal als Ferienwohnung einer Familie aus Fulda genutzt. Heute sieht es dort so aus. Der Turm wurde, von wem auch immer, aufgebrochen.

Fast die ganze Zeit geht man am „Grünen Band“ auf dem Kolonnenweg entlang. Der eigentliche Grenzstreifen ist zum Teil schon komplett zugewachsen. Zum Glück wird der Kolonnenweg hier regelmäßig von der Gemeinde frei gehalten – sehr lobenswert.

In Frankenheim, dem höchsten Ort in der Rhön, gibt es einen „Brunnen der Einheit“.

Etwas außerhalb des Ortes.

Auch hier in dem Ort wird wieder auf Gebäude hingewiesen, die zu nah an der Grenze standen und deshalb einfach abgerissen wurden.

So sah mein weiterer Weg in Richtung „Schwarzes Moor“ aus. Leider endete der Kolonnenweg an einer Wiese auf der Kühe grasten.

Der kleine Bogen, den ich nun machen musste, war sehr schön, da auch hier wieder Tafeln am Wegesrand standen.

Von hier aus hatte ich auch einen schönen Blick auf Frankenheim und auf einen hier auch noch stehenden Wachturm, der aber in anderer Himmelsrichtung steht.

Frankenheim

Oben am Turm hat man noch eine kleine Ecke der Grenzbefestigung stehen gelassen.

Von dem im nächsten Bild zusehenden Steinwall gibt es hier sehr viele. Diese wurden zur Einzäunung für`s Vieh benötigt und sind 1938/1939 zu Zeiten Hitlers von Zwangsarbeitern und Einheimischen gebaut worden. Jeder Einheimische aus Birx und Frankenheim musste gewisse Arbeitsstunden nachweisen.

Heute sind die Kühe, hier Mutterkühe mit ihren Kälbern, hinter Elektrozäunen vor Menschen gesichert.

Wenig später hatte ich auch einen schönen Ausblick auf den Ort Birx.

In Birx musste ich einen Bauern (Jahrgang 1957) auf die oben erwähnten Steinwälle ansprechen. Er hat mir dies, wie oben beschrieben, berichtet. Auch zeigte er mir die Stelle auf dem Hof, die nicht überschritten werden durfte. Dies wäre eine Grenzverletzung gewesen. Interessant war die Geschichte, die mit seiner Frau zusammenhängt. Nach der Eheschließung musste sie einen Passierschein für Birx beantragen, obwohl sie im gleichen Sperrbezirk, nämlich Frankenheim, wohnte. Dieser wurde immer nur für vier Wochen ausgestellt. Dann musste sie wieder raus und alles wieder von vorne beantragen. Wäre er in der Partei gewesen, wäre dies alles einfacher gewesen und sie hätte sofort eine Aufenthaltsberechtigung für Birx erhalten. Von seinem Hof konnte er auch sehr deutlich den in ca. 200 m entfernten Zaun sehen und daher erkennen, dass er in Richtung Ost gesichert war. Obwohl die Propaganda ja immer erzählte der Feind kommt vom Westen und deshalb muss die Grenze gesichert werden. Er erzählte noch von einem Gespräch mit einer SED Sekretärin. Wenn sie es schaffen würde, den oben Bereich des Zaunes abbauen zulassen, würde er auch in die Partei eintreten. Da dies natürlich nicht möglich war, ist er auch nie in der Partei gewesen. Irgendwann hat es sein Vater trotzdem geschafft, dass seine Frau ganz zu ihm auf den Hof ziehen konnte.

Gegenüber von Hof steht dieser Wagen.

Nostalgie

Es war heute ein richtiger entspannter Tag, aber trotzdem informativ und demnach nicht langweilig.

Die Inhaber setzen sich für den Erhalt des Turmes ein und dürfen daher an dem Wachturm Werbung für sich machen.

Birx – Weimarschmieden 12.08.2020

12.08.2020          Birx – Frankenheim – Fladungen – Brüchs – Weimarschmieden    41 km Fahrzeit: 03:25 Unterkunft: Zur Weimerschmiede, Weimarschmieden       

Gestern wollte das Internet hier nicht so funktionieren, wie ich es mir gewünscht habe.

Heute gab es mehrere Besonderheiten auf der doch sehr kurzen Strecke nach Weimarschmieden. Aber alles wie gehabt der Reihe nach…
Von Birx ging es nach Frankenheim, um den höchsten Punkt der gesamten Strecke zu erreichen. In der Höhe des Weidenhofes erreicht man dann die 800 Höhenmeter.

Vorbei geht es wieder an Feldern und man kreuzt den Kolonnenweg und erreicht die Schwedenschanze mit dem Aussichtspunkt „Heimatblick“.

Lutterbek war dann doch noch nicht zu sehen ….

Hier noch einmal die Information zu den Steinwällen in der Hochrhön:

Diese Gegend hier ist sehr gläubig und immer wieder kommt man an Kreuzen und sonstigen kleinen kirchlichen Symbolen vorbei. Dieses fand ich schon sehr auffällig gegenüber den ’normalen‘ Andachtsstellen.

Nach einer herrlichen Abfahrt …..

… man kommt in die nördlichste Stadt Bayers und wird, wie so oft schon, ganz lieb begrüßt.

Fladungen selber liegt auf etwa auf 400 Höhenmeter und anschließend, innerhalb von rund 1500 m ging es um 120m höher. Unterwegs – am steilsten Stück der Straße – überholte mich ein Auto aus HH und in Brüchs oben angekommen steht unter einem Kreuz folgender Spruch:

Immer wieder hat man noch herrliche Ausblicke in die Rhön.

Vor Weimarschmieden, dem Ort mit dem nördlichsten Gasthaus Bayerns, bin ich nochmals abgebogen, um zur Grenze zu kommen. Leider führten alle Wege im Wald nicht weiter. Sie endeten vor der Grenze. Auf einem dieser Wege begegnete ich einem Ehepaar, das mich sofort erkannte. Es war die Leute aus Hamburg, die mir sagten, dass sie beim Überholen erstmal geschaut haben, ob ich mit Motor oder ohne Antrieb fahre. Sie waren sehr angetan von meiner Leistung und im Gespräch machten sie mich auf einen Jüdischen Friedhof aufmerksam, der bei Weimarschmieden liegt. Es steht an der Straße selber keinen Hinweis auf diesen Ort. Dazu aber später dann mehr.

Vorher besuchte ich noch die Grenzstelle zwischen Weimarschmieden und Gerthausen.

Dieses Grenzschild ist etwas seltsam aufgebaut. Oben steht Bayern/Thüringen und die Kreise sind genau anders herum dargestellt. Links ist Thüringen und rechts ist Bayern.
Ein ganz großer Teil meines Weges war heute identisch mit einem „Friedensweg“, den es hier gibt.

In der Pension und Gaststätte konnte ich meine Sachen schon abladen, um ohne Gepäck zu einem kleinen Rundweg zu fahren.

Dieser Rundweg Nr. 4 war der eigentliche Höhepunkt des Tages. Er führte mich auf guten 6 km an drei Orten vorbei, die es heute nicht mehr gibt, und mitten im Wald taucht auch noch die alte Grenzbefestigung auf.

Und immer wieder Tafeln mit Erlebnissen von Menschen, die hier ihre persönliche Geschichte erzählen.

Und dann sieht man auf Felder und weiß, dass dort unten einmal ein Bauernhof gestanden hat.

Nur wenige hundert Meter weiter wurde auch hier ein ganzes Dorf dem Erdboden platt gemacht. Heute ist es eine ganz normal als Ackerfläche.

An dieser Stelle traf ich auf eine Wandergruppe des Rhönclubs, der heute diesen Rundweg gelaufen ist. Hier erfuhr ich, dass die Informationstafeln erst am 03.10.2019 aufgestellt wurden. Dies geschah im Rahmen einer kleinen Feier, bei der auch Bewohner des alten Dorfes anwesend waren.
Auch mein Weg führte mich dann zu dem kleinen Friedhof des Dorfes, der zum Glück erhalten geblieben ist.

Nur ein kleines Stückchen weiter erkennt man allein an der grünen Fläche, dass hier einmal der Heftenhof gestanden hat.

Auf dem Rückweg bin ich dann zu dem schon erwähnten Jüdischen Friedhof gefahren. Selbst hier steht kein Schild, warum an dieser Stelle ein Jüdischer Friedhof ist.
„Dies ist der nördlichste jüdische Friedhof in Franken. Er liegt östlich von Weimarschmieden, nahe der Grenze zu Thüringen, und enthält 80 Grabsteine (Mazewot). Möglicherweise sind aber auch einige Grabsteine durch ihr Eigengewicht im Erdreich eingesunken und so verloren gegangen.
Der Friedhof entstand etwa im Jahr 1800. Zu der Zeit (1816) waren 85 der 236 Einwohner von Weimarschmieden jüdischen Glaubens. Diese Zahl verringerte sich durch Landflucht auf acht Einwohner im Jahr 1910.
Ein Jahr vorher, 1909, fand die letzte Beisetzung auf dem jüdischen Friedhof von Weimarschmieden statt.“
Entnommen von Wikipedia!!

Zum Abschluss des heutigen Berichtes dann einmal ein Blick in mein Zimmer der Pension Weimarschmiede, in dem mich mich wohl gefühlt habe.

Weimarschmieden – Mellrichstadt 13.08.2020

Weimarschmieden – Filke – Willmars – Stedtlingen – Berkach – Behrungen -Rappershausen – Mellrichstadt                       58 km Fahrzeit: 03:37   Unterkunft: Mühlenweg Stübchen, Mellerichstadt      

Es sollte heute nicht mehr ganz so warm werden, aber zum Nachmittag war auch Regen über Mellrichstadt angesagt.
Los ging es dann im nördlichsten Dorf Bayerns. Darauf legt man hier sehr viel wert.

Auch heute ging es wieder durch viele kleine und nette Dörfer, die überwiegend in Thüringen, ab und zu auch in Bayern liegen. Die ehemalige Grenze war immer in Sichtweite und gelegentlich wurde man auch darauf aufmerksam gemacht. Es gab auch ebenso viele Berge wie Dörfer an der Strecke. Hielt sich aber alles im machbaren Bereich.
In Wilmers gibt es, wie auch später in Berkach, Erinnerungssteine, für die jüdischen Mitbewohner.

An der Straße von Willmars in Richtung Stedtlingen gibt es einen ungeklärten Todesfall.

In Stedtlingen ist mir dann Folgendes ins Auge gefallen.

Mehr Schilder gehen an diesem Ort nicht ….

Wenig später erreicht man Hermannsfeld. Von Weitem sieht man schon den Turm oberhalb des Ortes, bzw. sogar zwei Türme.

Neben dem unteren Wachturm steht eins von sechs Weltfriedenskreuzen. Die Idee hierzu hatte der Chorleiter Gotthilf Fischer.

Wenn man sich das Bild anschaut, gibt es doch nur eine Aussage: Ein Dorf unter Aufsicht und ständiger Kontrolle. Fürchterlich!!
Von der anderen Seite aus betrachtet, sieht es nicht ganz so schlimm aus.

Vorher kommt man aber noch im Ort an einem Gedenkstein vorbei, der auf die jüngere Vergangenheit hinweist.

Auch heute soll es ein Landschaftsfoto geben.

Einfahrt nach Berkach.

Anders als gestern, wird in Berkach sehr deutlich auf die Nazi-Vergangenheit hingewiesen und entsprechend deutlich daran erinnert.

Kurz nachdem man die A71 unterhalb durchquert, kann ich heute ein Foto machen, das so früher nie möglich gewesen wäre.

Auch zwischen Behrungen und Mendhausen gibt es ein Freilandmuseum an Originalstelle. Da es etwas anders aufgebaut ist, bzw. es hier andere Sichtmöglichkeiten gab, will ich auch dies hier festhalten.

Blick aus dem „Westen“ rüber in die „Ostzone“. So wie ich es bis 1989 nur kannte,

Schön, dass man auch an dieser Stelle dafür „Danke“ sagt. Es hätte ja auch ganz anders ausgehen können.

Während der Fahrt schauten mich an verschieden Stellen immer wieder die Türme an.

Dann ging es auf dem schnellsten Weg und in rasanter Fahrt – die Spitze lag bei 53,7 km/h – über Rappershausen und Hendungen nach Mellrichstadt zu meinem Privatzimmer. Bin kaum nass geworden – die dunkle Regenfront und die App hatten etwas anderes versprochen. Glück gehabt! Morgen muss ich dann zum Bahnhof zum Frühstücken gehen – in der Unterkunft gibt es leider keins.

gerda liebig

Hallo Helmut, wo Du Dich überall rumtreibst. HJosef und ich sind begeistert. Die Namen der >Orte haben wir noch nie gehört. Wie schön all das hintergrundwissen, es muß eine Heidenarbeit sein dieses Alles zusammenstellen, Wir werden weiter hinter Dir hersein und freuen uns schon draufBleib gesund und bis dann Gerda
Kleine Information Wolfgang Burmeister starb 93 Jahre alt

Zwangsruhetag wegen Regen am 14.08.2020 in Mellrichstadt.

Zum Glück konnte ich noch eine Nacht im Mühlenweg Stübchen bleiben. Es wurde ab ca. 15:30 Uhr trockener, und so konnte ich doch noch einen kleinen Gang durch den Ort machen. Vorher habe ich mich mit dem Blog und den vielen Bildern beschäftigt. Man könnte es auch Bürotag nennen.

Auch am Morgen des 15.08.2020 musste ich im Bahnhof mein Frühstück einnehmen. Zum Glück konnte ich dort schon ab 07:00 Uhr etwas bekommen. Ich muss ja morgen zwei Tagesetappen bewältigen.

    

              

Teil 5 der Radtour entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze bis nach Hof 27.08.2020

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