Teil 2 der Radtour vom Arendsee über Bergen – Helmstedt nach Schöningen 01.07.-14.07.2020

Der Juli ist da: 01.07.2020

Ort Arendsee erkundet. Um den Arendsee und zur Grenze gegangen                               Unterkunft: Hotel Deuschle, Arendsee

Als Nachtrag zu gestern möchte ich noch eine Begebenheit, die sich nach meinem Abendessen im Hotel Deuschle ereignete, erwähnen. Ich bin mit Ella, Uli und Axel (seine Frau Elke durfte arbeiten) sehr nett ins Gespräch gekommen. Wir haben über meine Reise gesprochen und sie erzählten etwas aus ihrer Vergangenheit in der DDR. Groß klagen wollten und konnten sie auch nicht. Sie fühlten und fühlen sich einfach hier wohl. Axel bohrt für sein Leben gerne Löcher zur selbstständigen Wasserversorgung der Gärten in einer Bungalowsiedlung. Als Tipp haben sie mir den Fischer in Zießau empfohlen. Habe ich gemacht – ebenso die Grüße ausgerichtet!!
Bei etwas bedecktem und regnerischem Himmel bin ich heute zu Fuß um den Arendsee gelaufen.

Bei der schon erwähnten Ortschaft Zießau bin ich durch einen herrlichen Kieferwald zur ehemaligen Grenze und auch gutes Stück den Kolonnenweg gegangen. An einer Stelle bin ich dann auf die folgende Infotafel gestoßen: „Was man als Grenzer alles nicht durfte“

Von einem Hochsitz aus konnte ich den Grenzverlauf, der hier einen 90 Grad Knick macht, sehr gut fotografieren. Auf der einen Seite den Fahrweg, dann ein kleiner Bach mit jungen Bäumen und dahinter der „Todesstreifen“ mit den Minenfeldern im Hintergrund. Heute darf sich hier zum Glück die Natur ausbreiten.

Zurück ging es dann wieder in den Ort Zießau. Trotz des schlechten Wetters wollte ich ein Bad im Arendsee nehmen. Zum Glück wollten an dieser Stelle gerade keine anderen Leute baden gehen. Das Wasser war angenehm warm. Ich wurde durch die Luft getrocknet – hatte kein Handtuch dabei…

Erwähnenswert ist noch, dass die Nordseite des Sees zu DDR-Zeiten Sperrgebiet war. Und im Ort auf der Südseite gab es jede Menge Ferienbungalows für die ‚arbeitende Klasse‘. Die Schutthaufen eines ehemaligen FDGB-Heims werden zurzeit entfernt. Es soll ein großer Schandfleck gewesen sein. So war es also bis 1989 nicht möglich, einmal um den See zu laufen. Wie überall gab es auch in der DDR schon Leute, die an besonderen Stellen bauen durften, bzw. Wohneigentum hatten. Dass die beiden Häuser auf dem folgenden Bild Seeblick haben, muss nicht erwähnt werden.

Fazit: Der Arendsee und die Umgebung ist für eine längere Urlaubsreise durchaus gut vorstellbar. Morgen geht die Reise nach Salzwedel. Hier bekomme ich dann für drei Nächte Besuch aus meiner alten Heimat und halte mich daher dort etwas länger auf.

Arendsee-Salzwedel am 02.07.2020

Arendsee – Schmarsau – Mechau – Volzendorf – Lübbow – Salzwedel                             63 km  Fahrzeit: 04:24   Unterkunft: Hotel Siebeneichen, Salzwedel

Nachdem es gestern tagsüber so trüb war, zeigte sich der Arendsee gestern Abend von seiner besten Seite.

Der Arendsee am Abend

Bei schönem Wetter und nach kurzer Fahrt erreichte ich schon den ersten Grenzpunkt. Hier trifft die L5 von Arendsee auf die L260 aus Schmarsau.

Heute ging es für mich ständig ‚über die Grenze‘. So ist aus der eigentlichen Entfernung zwischen Arendsee und Salzwedel von rund 30km eine Strecke von 60km geworden. Aber dies ist ja auch das Ziel meiner Reise. In Volzendorf in Niedersachsen fällt bei der Durchfahrt ein Gebäude besonders auf: die „Villa Volzendorf“. Früher Herrenhaus und immer wieder erste Anlaufstelle für Menschen, die vor 1989 „rüber“ gemacht haben. Heute sind hier diverse Zimmer vorhanden (Kommune), die von mehreren jungen Familien genutzt werden und so wieder Leben ins Dorf gebracht haben. Diese sind voll integriert und bauen Gemüse an, backen ihr Brot selbst und verkaufen auch alles an die anderen Bewohner. Jeden Freitag gibt es dort Pizza für alle. Auch wieder eine schöne Geschichte, die mir von einem Bewohner erzählt wurde, der 1984 in Dorf gekommen ist.

Dadurch, dass ich heute ständig rüber gemacht habe, kam ich auch zu Stellen, an denen die Grenztürme etwas versteckt liegen. Wie beispielsweise im folgenden Bild, an der K1002.

Die B248 zwischen Lüchow und Salzwedel. Vor und nach dieser Stelle fährt man etwa 5km immer parallel neben der Grenze auf der Westseite. Auf der Ostseite ist der Kolonnenweg nur noch zum Teil vorhanden. Neben der Nutzung für die Landwirtschaft wird dieser aber der Natur überlassen. Irgendwo muss ja das „Grüne Band“ herkommen. Und dieser Charakter ist bisher im Grenzgebiet zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen sehr ausgeprägt. Selten so viele unterschiedliche Schmetterlinge, Libellen und Käfer gesehen und unterschiedlichen Vogelstimmen gehört.

Aber auch heute kam ich an Gedenkstellen für Opfer der unmenschlichen Grenze vorbei. Wie die Geschichte von Rainer Burgis, der nur 20 Jahre alt werden durfte. Oder an die Stelle, wo der Zaun noch an Originalstelle steht und hier an Hans Franck (26 Jahre) gedacht wird.

Beim Abendessen im Hotel Siebeneichen in Salzwedel war auch Marie aus Bielefeld anwesend. Und wie es so sein sollte, fährt auch sie am Grünen Band Richtung Süden. Wie weit sie kommt, ist nicht klar. Sie hat zum Teil einen beklemmenden Eindruck, wenn sie so an der Grenze entlangfährt, bzw. in die Dörfer kommt. Schöner Austausch der Erfahrungen auch hinsichtlich der Übernachtungsstätten. Schon in Gorleben haben wir beide im gleichen Hotel übernachtet. Ich einige Tage früher, da ich ja ganz anders verreise. Sie brauchte von Lübeck bis nach Salzwedel 4 Tage!

Was man so alles noch am Wegesrand findet… Selbst Scheunen grüßen mich auf meiner Reise mit meinem Geburtsjahr.

Ein schöner Reisebericht, Helmut!
Salzwedel ist ja Partnerstadt von Wesel und ich wäre auch gerne einmal dort, um zu schauen. Hab noch eine gute Zeit, fahr sicher Deinen nächsten Zielen entgegen und ich freue mich auf Deine nächsten Beiträge!
Frank Marx

03.07.2020/Salzwedel

Salzwedel – Büddenstedt – über Bismarckturm – Dambeck – Brewitz – Salzwedel             35 km Fahrzeit: 02:26             Unterkunft: Hotel Siebeneichen, Salzwedel

Heute stand nur eine kleine Erkundungstour bei Salzwedel auf dem Programm.
Über Büddenstedt und Kemitz ging es auf den Schwarzer Berg (75 m) mit Bismarckturm. Wie so häufig, war auch dieser Turm geschlossen und nur an wenigen Sonntagen im Jahr geöffnet. Die Fahrt war trotzdem sehr angenehm. Wenig später erreichte ich die Klosterkirche in Dambeck und dabei ein Highlight des heutigen Tages. Ich hatte gerade mein erstes Bild gemacht:

Das Gelände ist bewohnt und ist für Besucher ausdrücklich zugänglich. Aus dem Wohngebäude kam einer der Bewohner und stellte sich vor: Er wäre Bruder Helmut!! und er würde mir jetzt die Geschichte des Klosters erzählen und auch einen Rundgang durch die doch sehr verfallenen Gebäude mit mir machen. Nur dank eines Infozettels kann ich überhaupt einige Dinge wiedergeben:
Gegründet wurde das Kloster im Jahr 1224 vom Grafen von Dannenberg – unter anderem als ein sicherer Ort für unverheiratete Frauen. Hiervon zeugen heute noch Hospital und Pilgerherberge. Mit der Reformation wird es evangelisch. Leider verfällt es zwischen 1652 und 1750. Ab 1750 lässt der „Alte Fritz“ die Anlagen zur landwirtschaftlichen Nutzung umbauen.
1952 übernimmt dann der DDR-Staat das Kloster und macht ein Internat zur Ausbildung in landwirtschaftlichen Berufen daraus.
Ab 1992 übernimmt die Joseph-Bruderschaft das Kloster als Mieter. Später wird es für rund 250.000 DM gekauft und wird zu einer privatrechtlichen Stiftung mit dem Ziel Menschen in Not zu helfen. So wurden zum Beispiel 10 Jahre lang Kinder aus Tschernobyl jeweils für ein ganzes Jahr hier betreut.
Der Klostergarten glänzte durch eine Vielzahl an Blumen, Gemüse und Heilpflanzen sowie eine größere Anzahl von Obstbäumen. Die Hühner dürfen so lange leben, bis sie tot umfallen. Nur die Hähne werden geschlachtet und zu Hühnerfrikassee verarbeitet. Jeden Sonntag (außer zu Coronazeiten) kann man hier Kaffee & Kuchen aus eigener Herstellung im Gewölbekeller verzehren.
Die rund 90 Minuten, die ich dort erleben durfte, vergingen wie im Flug. Danke „Bruder Helmut“.

Altes Hospital – jetzt Gastraum

Anschließen bin ich noch kurz nach Salzwedel ‚rein‘ und habe ein schönes Motiv zum Abschluss des heutigen Tages gesucht – und hoffentlich auch gefunden.

Dann wünsche ich Euch allen auch wieder ein schönes Wochenende.

Stadtrundgang Salzwedel 04.07.2020

Salzwedel Stadtbesichtigung    Unterkunft: Hotel Siebeneichen, Salzwedel                                                                                                                                                                              

Heute stand eine Stadtbesichtigung Salzwedel mit Ulrike auf dem Programm. Eine schöne Stadt mit vielen alten und denkmalgeschützen Fachwerkhäuser mitten in der Altmark. Man erkennt auch noch heute, dass Salzwedel zur Blütezeit des Salzhandels zu Reichtum gekommen ist. Der Altar in der Katharinenkirche stand zu früherer Zeit im Kloster Dambeck. Dies hatte mir auch schon „Bruder Helmut“ erzählt. Daher war der Besuch dieser Kirche Pflicht. Zur Katharinenkirche später dann noch mehr. Leider haben aber auch 40 Jahre DDR-Staat seine deutlichen Spuren in der Stadt hinterlassen. Hier ist doch noch viel für die nächste Generation zu erledigen. Ich denke, sie sind aber auf einem guten Weg.

An den unterschiedlichen Straßennamen in den Jahren von 1863 bis 1998 kann man genau erkennen, wer ‚das Sagen‘ im Lande hatte.

In der Katharinenkirche kam es dann am 26.10.1989 zu einem ersten größeren Treffen des „Neuen Forums“ in Salzwedel. Schon – oder vielleicht auch erst? – am 04.11.1989 zog jedenfalls eine große Menschenmenge dann erstmals friedlich durch die Stadt und demonstrierte für Veränderungen im Land. Schon eine mutige Entscheidung, wenn man jetzt einige Hintergründe – wie Überwachung und Sperrbezirke – kennengelernt hat. Die folgenden Bilder sind aus einer Chronik entnommen, die in der Kirche für jedermann einsehbar ausliegt. Die dortigen Informationen sind sehr umfangreich und können hier nicht vollständig dargestellt werden. Daher nur ein ganz kleiner Ausschnitt bis zur Öffnung der Grenze und zum Empfang im Westen.

Erinnerungstafel an der Kirche

Den berühmten Salzwedeler Baumkuchen werden wir uns dann erst heute genehmigen. Der Gang durch die Innenstadt dauert doch länger – sofern man durch jede Gasse geht und dabei auch die Schätze der Stadt entdeckt.



Leider sind auch hier immer noch einige Museen wegen Corona geschlossen, bzw. nur zeitweise geöffnet. Trotzdem war die Stadt mit ihren Häusern, Parks und den beiden Flüssen Jeetze und die Salzwedeler Dumme, die hier in die Jeetze mündet, sehr sehenswert.


Zusammenfluss von Jeetze und Dumme
Straßenzeile komplett renoviert.

Morgen folgt dann ein Bericht über die geschleifte Siedlung Jahrsau. Der Ort lag zwischen Jeebel (Sachsen-Anhalt) und Kriwitz (Niedersachsen) im sogenannten Jahrsauersack direkt an der Grenze.

Zur Wüstung Jahrsau am 05.07.2020

Zur ehemaligen Siedlung Jahrsau gelaufen                                                             Unterkunft: Hotel Siebeneichen, Salzwedel

Am heutigen Sonntag stand ein kleiner Spaziergang zur Wüstung Jahrsau an. Diese hatte ich schon am Tag meiner Anreise nach Salzwedel versucht zu finden. Da der Standort von der niedersächsischen Seite nicht ausgeschildert ist, hatte ich die Stelle nicht gefunden. Der Lüchower Landgraben, gleich Grenzverlauf, hätte auch im Weg gestanden.

Beim Kauf einer Radfahrkarte der Umgebung habe ich dann den Weg dorthin gefunden. Um zur Wüstung zu kommen sind wir – Ulrike war noch da – ein ganzes Stück auf dem Kolonnenweg gegangen. Unterwegs sind wir an einem kleinen Wäldchen vorbeigekommen und haben durch Zufall die Gedenktafel für Siegfried Henike gesehen, die schon sehr gut eingewachsen ist. Weder auf der Karte noch in den Büchern, die ich gelesen habe, habe ich von diesem Fall etwas gefunden.

Die verstecke Tafel im kleinen Wäldchen!

Die dünne rot Linie deutet den ehemaligen Grenzverlauf an. In der Mitte des Bildes (leider nur noch schlecht lesbar) liegt die Wüstung Jahrsau. In dem kleinen Wäldchen – das ist aus dem Dorf geworden – findet man nur noch wenige Hinweise auf die ehemalig dort stehenden Häuser und deren Bewohner. Einige Schilder weisen noch auf die Hofstellen hin, und verschiedene Obstbäume deuten auch an, dass hier einmal Menschen gelebt haben. Die nachfolgenden Bilder sprechen für sich. Wir selber hatten ein etwas beklemmendes Gefühl, auf alten Wegen nach Spuren zu suchen.

Alter Eingangsbereich
Reste einer Grundmauer
Der alte Weg ins Dorf!

Hier noch eine Tafel, die als Infotafel des Grüne Bandes aufgestellt wurde und etwas neueren Datums ist und vieles zusammenfasst.

Von der Kapelle des Ortes ist nichts mehr zusehen. Es steht nur ein kleines einfaches Holzkreuz mit einer Zeichnung. Auf der Rückfahrt nach Salzwedel wollten wir uns dann die Kirche in Klein Chüden mit der Glocke ansehen. Gefunden haben wir nur eine Infotafel.

Ein zufällig vorbeikommender junger Mann, geboren in Goch am Niederrhein, erzählte uns dann, dass die Kirche vor rund 2 Jahren abgebaut wurde und jetzt wieder im Freilichtmuseum Diesdorf stehen soll. Gut, dass ich auf meiner Reise am Dienstag noch dorthin kommen werde.

Frank Marx: meine Göte, was Ihr für „Kleinigkeiten“ alles erlebt. Wirklich spannend !

Salzwedel – Bergen/Dumme 06.07.2020

Salzwedel – Brietz – Cheine – Wustrow – Luckau – Seeben – Bergen                                     45 km    Fahrzeit: 03:10                 Unterkunft: Hotel Nigel, Bergen

Die Woche fängt mit wechselhaftem Wetter und viel Wind an. Ich hatte aber Glück und habe nur einen kleinen Schauer abbekommen, bzw. konnte mich immer gut unterstellen. Trotzdem war es heute eine Etappe, die nicht viel hergeben wollte, bzw. konnte. Es ergaben sich dann aber doch noch zwei Gelegenheiten. 

Meine Tour ging zuerst gerade in Richtungen Bergen/Dumme. Ich wollte mir das Naturschutzgebiet Brietzer Teiche ansehen. Es gibt zwei Beobachtungstürme, von denen man gut auf die Teiche sehen konnte.

Am ersten Turm hatte ich das Glück, zusehen zu können, wie ein Haubentaucher seine drei Jungen mit kleinen Fischen gefüttert hat. Nicht jeder Tauchversuch war dabei von Erfolg gekrönt. Bei der Ortschaft Wustrow im Wendland sah ich an einem Stauwehr diese kleine Gebirgsstelze.

Kurz vor der Grenze fährt man über das Flüsschen Dumme – eine andere als in Salzwedel, die hier mit einer Geschwindigkeit von etwas unter 1m/s fließt. Der Wasserstand ist allerdings viel zu niedrig. Was auch zur Folge hat, dass der Grundwasserstand immer mehr abnimmt und wir immer größere Probleme bekommen werden. Bei Regen wird die anfallende Wassermenge viel zu schnell abgeleitet. Der Fluss steigt sofort zu schnell an und gibt das Wasser nicht mehr in den Boden ab. Eine Hilfe wäre schon, wenn man die Entwässerungsgräben wieder zumacht, bzw. dort eine gewisse Stauhöhe zulässt. Gut, dass ich an dieser Stelle einen Mitarbeiter der unteren Wasserbehörde getroffen habe. Er konnte mir dies alles berichten. Die trockenen Entwässerungsgräben waren mir auch schon unterwegs aufgefallen. Kurze Zeit später stehen dann am Originalplatz noch – ohne weitere Erklärungen – drei Elemente des Grenzzaunes.

Die Türe des in der nähe stehenden Wachturms war, warum auch immer, offen.

Da alles bis auf die Stufen nach oben entfernt wurden, musste ich also dort hoch. 

Dies ist der Blick in Richtung Westen. Den Grenzverlauf kann man hier heute nicht mehr klar erkennen. An der Decke gab es dann aufgemalt die Himmelsrichtungen. So konnten die Grenzsoldaten durch einen Blick feststellen, wo sich ggf. etwas bewegt und genaue Meldung machen.

Der Ort Bergen/Dumme ist nicht besonders groß und mitten durch den Ort geht die B 71 mit viel LKW-Verkehr. Sehr schön und hilfsbereit ist allerdings das Hotel Nigel mitten im Ort. Ich habe hier heute sehr gut gegessen und alle sind sehr nett. Hier wurde mir dann auch erzählt, dass am Freitag wohl ein Team vom ZDF nach Bergen kommt und einen Beitrag über das Grüne Band drehen will.

Mein Schlafplatz in Bergen/Dumme

Frank Marx

Guten Morgen Helmut, was machen eigentlich die Jugendherbergen auf Deiner Reise. Machst Du da einen großen Bogen ´rum oder schaust Du mal herein? Viele Grüße aus Wesel, hier ist es kühl, mal sonnig, mal nass. Eigentlich Aprilwetter. Dir wünsche ich, dass es zumindest trocken ist.

Bergen – Bad Bodenteich 07.07.2020

Bergen – Henningen – Barnebeck – Thune – Dahrendorf – Thielitz – Müssingen – Schmölau -Schostorf – Bodenteich                             55 km Fahrzeit: 03:50          Unterkunft: Hotel Zum alten Ritter, Bodenteich

Heute dann einmal ein ‚Hallo‘ an alle fleißigen Leser.

Heute war ein Grenzgänger-Tag. Insgesamt bin ich an 10 verschieden Stellen über oder auch nur an die ehemalige Grenze gekommen. An einigen Stellen ist diese sehr deutlich sichtbar, weil auch Hinweisschilder darauf aufmerksam machen.

Am Ortsende von Bergen
Zwischen Harpe und Dahrendorf

An anderen Stellen muss man schon genau hinsehen und auf Veränderungen in der Landschaft und auf den Straßenbelag achten.

Dann gibt es auch immer mal wieder sichtbare Bauten der Vergangenheit, die unvermittelt auftauchen.

Unterkunft der Grenzsoldaten vor Henningen

In Dahrendorf hatte ich dann mal wieder Glück. Der fahrende Bäcker aus Salzwedel hielt genau vor der Kirche, die ich gerade in Bildern festhalten wollte. Zwei gute Stücke Teilchen mussten es heute sein und ein gutes Gespräch mit einer älteren Bewohnerin, die auch Einkaufen kam. Auf meine Frage, wie sie denn so die Zeit in der DDR erlebte, kam spontan folgende Antwort: „Es war nicht alles schlecht“. So oder auch ähnlich haben es mir auch andere berichtet. Nur das Reisen hat sie schon vermisst, „aber wir brauchten hier auch nichts abschließen und fühlten uns sicher.“ Dass sie nur mit Anträgen und zu runden Geburtstagen zur ihrer Schwiegermutter nach Bad Bodenteich (liegt um die Ecke) reisen durfte, war nicht schön. Dann fragte sie mich, ob ich denn einmal die Kirche von innen sehen möchte. Gerne bejahte ich dies und ihr Lebensgefährte Otto musste den Schlüssel holen und mir aufschließen. Es ist eine kleine Kirche und früher saßen die „oberen Herrschaften“ in der ersten Reihe und die Frauen links, die Männer rechts. So konnte es mir Otto berichten. Otto ist genau einem Tag vor dem Beginn des 2. Weltkrieges am 31.08.1939 in seinem jetzigen Wohnort Dahrendorf geboren. Wie er meinte, noch zu Friedenszeiten. Sein Vater starb schon 1944. So hat er also gar keine Erinnerungen an ihn – was ihn bis heute unzufrieden macht.

Wandmalereien, gefunden 1952

Die Wandmalereien an den Wänden sind bei einer Renovierung 1952 gefunden worden und dann wieder freigelegt worden.

Der Friedhof um die Kirche wird von dem Dorfbewohner sehr gut gepflegt. Hierzu zählt auch das Grab eines Piloten, der im zweiten Weltkrieg bei Dahrendorf abgeschossen wurde und hier seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Schon sehr lobenswert. Jedenfalls habe ich mich bei den beiden für dies Gespräch herzlichst bedankt und einen schönen Nachmittag mit Bienenstich gewünscht.

Schon gegen 15:30 Uhr erreichte ich heute Bad Bodenteich. Laut Wetterbericht sollte es gegen 16:00 Uhr regnen. Der Regen kam dann erst nach 17:00 Uhr, sodass ich noch einen kleinen Gang durch den Ort machen konnte.

Bad Bodenteich-Wittingen 08.07.2020

Bodenteich – Langenbrügge – Lüben – Dülseberg – Lagendorf – Diesdorf – Molmke -Haselhorst – Waddekath – Wittingen     58 km Fahrzeit: 03:42     Unterkunft: Haus Nöhre, Wittingen

Mein heutiger Tag führte mich durch 14 kleine Ortschaften im Grenzgebiet. Es sollte eine Tour mit einem besonderen Zusammentreffen im Freilichtmuseum Diesdorf werden.
Nicht überall ist die Grenze der Natur überlassen worden. Hier ein Beispiel der besonderen Art.

Zwischen Erpensen und Reddigau findet man folgenden Gedenkstein:

Da bin ich wohl 9 Tage zu spät an dieser Stelle vorbeigekommen.
Die Kirchen in dieser Region sind fast immer Feldsteinkirchen. Nur die Kirche in Lagendorf fällt hier doch sehr stark aus dem Rahmen.

Heute stand der Besuch im Freilichtmuseum an. Hier wurde die Kirche aus Klein Chüben, mit der Kirchenglocke der Wüstung Jahrsau, wiederaufgebaut. Diese wollte und musste ich mir unbedingt ansehen. Sie ist fast fertig. Nur der Innenausbau läuft noch. Gerade wurden die alten Fußbodenziegel dort verlegt.

An der Kirche traf ich dann einen Herrn (geb. 1944) mit seiner Enkelin. Auch die beiden wollten sich das Gebäude mit der Glocke ansehen. Wie sich dann in unserem Gespräch herausstellte, wohnte er im Nachbarort von „Jahrsau“ in Riebau. Und dies auch schon zu Schulzeiten. Ich hatte also einen Zeitzeugen getroffen – was für ein Glück!
Bei Schulausflügen in den ersten Schuljahren des Herrn sind sie des Öfteren nach Jahrsau gegangen. Daher kennt er auch die kleine Kapelle, die es ja nicht mehr gibt, mit der Glocke an Originalstelle. Auch kannte er dadurch die Bewohner des Dorfes, da ja auch die Kinder nach Riebau zur Schule gegangen sind. Eines Tages fehlten diese – und sie bekamen keine Antwort auf ihr ‚Warum?‘. Wanderungen gab es auch keine mehr dorthin. Es wurde immer enger. Den notwendigen Passierschein um nach Riebau zu kommen hat er – bis heute – für sich aufgehoben.
Auch erzählte er, dass Otto Schulz aus der Dorfstr. 2 in Jahrsau dann 1952 im Rahmen der Zwangsumsiedlung mit all seinem Vieh rüber gemacht hat. Es würden heute noch zwei Frauen aus Jahrsau leben – eine davon in Riebau.
Was für eine schöne Geschichte.

Auf meinem weiteren Weg bin ich dann in Richtung Haselhorst gefahren. Die Straße dorthin geht 2km weit geradeaus. Kurz vor dem Grenzdorf Haselhorst steht noch ein alter Beobachtungsbunker.

Warum das Dorf Haselhorst und auch der nächste Ort Waddekath, die beide in direkter Grenznähe liegen, erhalten geblieben sind, konnte ich nicht erkunden. In Haselhorst…

traf ich nur Zuwanderer aus Baden-Württemberg an und eine Bewohnerin aus Waddekath, die ich angesprochen habe, ist erst nach der Wende dorthin gezogen. Dafür gibt hier noch ein Stück Originalmauer an der ehemaligen Grenze. Dass dieses Stück Zeitgeschichte hier noch steht, ist dem damaligen Ortsvorsteher Dieter von Campen zu verdanken. Ausgeschildert ist die Stelle allerdings nur von Niedersachsen aus. Es war reiner Zufall, dass ich mir diesem Weg ausgesucht hatte. Der besondere Punkt steht in keiner Karte verzeichnet.

Dann noch eine Fotografie, die am Tag der Öffnung, fast von der gleichen Stelle gemacht wurde, wie mein Bild rechts oben.

Nach diesem erlebnisreichen Tag erreichte ich dann Wittingen. Hier zu Haus war auch der uns allen bekannte Herr auf dem nächsten Bild.

Wittingen – Zicherie 09.07.2020

Wittingen – Suderwittingen – Ohrdorf – Hanum – Gladdenstedt – Brome – Zicherie            44 km Fahrzeit: 02:39     Unterkunft: Hotel Hubertus, Zicherie

Nach dem Frühstück ging es dann heute in Richtung Brome. Wie gemeldet, nieselte es immer mal mehr oder weniger. Dadurch war mir schon früh klar, dass ich heute keine Menschen treffen werde. So war es dann auch. Dennoch bin ich immer mal wieder an die Grenze gefahren, um Spuren zu suchen.

In diesem Bereich war die Ohre die gesamte Zeit ein Grenzbach. Sie hat ihren Ursprung im Dorf Ohrdorf und konnte sich dadurch in aller Ruhe zu einem Biotop entwickeln.

Gute 10 km bin ich immer in Sichtweite der ehemaligen Grenze in Richtung Brome gefahren. Nicht nur dem Wetter geschuldet – man erkennt hier überhaupt nicht mehr, wo Niedersachsen und Sachsen-Anhalt ist.

Eine Besichtigung des Flecken Brome habe ich mir gespart. Nach kurzer Zeit kommt man nach Böckwitz/Zicherie. Die Dörfer wurden nach und nach immer mehr abgeriegelt. Ein Teil der Grenzanlagen sind außerhalb wieder aufgebaut worden.

Es sollte dann doch eine ganze Weile dauern, bis die beiden benachbarten Grenzort wieder zueinander finden konnten. In den frühen Morgenstunden des 18.11.1989 war es dann so weit.
Wie so häufig, liegt es an Einzelnen, Zeitgeschichte festzuhalten.

Der Grenzlehrpfad, der übrigens nur von Niedersachsen aus beschildert ist, liegt in Sachsen-Anhalt etwas außerhalb des Dorfes. Hier kann man die Dimension der Grenzbefestigung nur noch erahnen. Ohne weitere Erklärungen sollen deshalb die Bilder für sich selber sprechen.

Unweit davon entfernt gibt es eine Gedenkstelle für Kurt Lichtenstein.

Heute etwas weniger spannend und kürzer als sonst. Mehr gab es heute auch für mich nicht. Nur zum Abschluss noch eine kleine Anekdote zum Hotel: Das Haus hat rund 30 Zimmer und einen Gast. Heute ist Ruhetag im Restaurant. Der Chef wollte mir aber gegen 18:00 Uhr etwas zu Essen machen. Gegen 18:30 Uhr habe ich dann mal angerufen. Er hatte es vergessen und hat mich dann ins 14km entfernte Rühen, zu seiner alten Pizzeria gefahren. Angekommen, abgeholt, bezahlt und wieder zurückgebracht worden. Tee könnte ich mir am Tresen kochen so viel ich möchte. So hatte ich mein Erlebnis erst am Abend.

Zicherie – Breitenrode über Wolfsburg am 10.07.2020

Zicherie – Brome – Buchorst – Kanal – Wolfsburg – Danndorf – Grafhorst – Breitenrode      67 km Fahrzeit: 04:01                Unterkunft: Hotel Hildebrand, Breitenrode

Da heute besseres Wetter war, bin ich nochmal nach Brome zurückgefahren, um mir die Burg und das kleine Örtchen einmal anzusehen.

Anschließend ging es für viele Kilometer durch den Naturpark Drömling. Deshalb konnte ich auch nicht immer wieder an die ehemalige Grenze fahren. Aber die Natur hat eindeutig Vorrang.

An der langsam dahinfließenden Ohre im Ort Jahrstedt, was für ein guter Ort, musste ich einige Zeit innehalten und an einen lieben Menschen denken.

Über die oben erwähnten vielen Kilometer gab es anschließend eine Ruhe, die ich richtig für mich genießen konnte – Vogelstimmen haben etwas Beruhigendes.

Auch später an einer Landstraße traf ich auf 4,5km nur ganze 6 Autos. Selbst am Mittellandkanal, der zum Teil durch den Naturpark geht, war eine herrliche Ruhe, die nur durch wenige Schiffe gestört wurde.

Hier wechselte ich dann zum 4ten mal die „Seite“. Auch auf dem Kanal gab es strenge Kontrollen. Allerdings etwas weiter im Westen bei der Ortschaft Rühen.

An der Brücke der B 244 wechselte ich dann die Kanalseite, was sich auf Grund des starken Windes dann als eine sehr gute Entscheidung herausstelle. Die Idee, zum Mittellandkanal zu fahren, war schon kurz vor Breitenrode gefallen. Ich hatte noch Zeit und wollte doch kurz in die Stadt Wolfsburg fahren.

Hier war es dann auch „endlich“ mit der Ruhe vorbei. Lärm, ganz andere Luft, Hektik war mein Wegbegleiter. Überrascht worden bin ich durch sehr großzügige, zweispurige und gut ausgeschilderte Fahrradwege in der Autostadt Wolfsburg. Dies hatte ich so nicht erwartet. Aber ich verließ dann Wolfsburg sehr schnell, um über Danndorf und Grafhorst zum „Schlafort“ Breitenrode zu fahren. Dabei ging es aber vorher wieder „rüber“ nach Sachsen-Anhalt.

Es ist interessant, wie unterschiedlich die Grenzen aufgemacht wurden. Zwischen Grafhorst und Breitenrode am 23.12.89 und dann die Stelle zwischen Büstedt-Oebisfelde schon am 26.11.89. Die Luftlinie zwischen den beiden Punkten beträgt gerade mal 3 km.

Morgen werde ich dann endgültig die Altmark verlassen. Seit Arendsee bin ich mehr oder weniger immer in dieser Ecke geblieben und bin doch weitergekommen. Jetzt erwartet mich die Magdeburger Börde, was sich auch schon bei dem Autokennzeichen bemerkbar macht. Aus SAW (Altmarkkreis Salzwedel) wird BÖ (Bördekreis). Man kommt im Laufe der Radtour durch viele unterschiedliche Landstriche. Auch eine Art der Grenzerfahrung.

Breitenrode – Helmstedt 11.07.2020

Breitenrode – Gehrendorf – Lockstedt – Saalsdorf – Döhren – Grasleben – Weferlingen -Walbeck – Beendorf – Helmstedt           60 km Fahrzeit: 04:01     Unterkunft: Hotel Knigge, Helmstedt

Die heutige Etappe ging von Breitenrode nach Helmstedt. Große Teile der Strecke gingen durch das Allertal. Mit jedem Kilometer stromaufwärts wurde sie auch immer kleiner. Direkt hinter Obisfelde habe ich mich doch etwas verfahren, weil ich auf meine Karte verzichtet hatte. Ich dachte, dass ich das erste Stück schon so schaffe. Kleiner Umweg von rund 4 km…

Auch die Landschaft verändert sich …

In Saalsdorf steht ein ganz kleiner Grenzpfosten neben einer mächtigen Eiche. Trotzdem hatte der kleine Pfosten 40 Jahre mehr Einfluss auf die Lebensweise der hier wohnenden Menschen.

Die Felder im Bereich der Allerniederungen werden grenzüberschreitend genutzt. Nur noch die Hinweise am Straßenrand deuten auf die Vergangenheit hin.

Der Erinnerungsstein (rechts) war richtig zugewachsen. Ich musste erstmal einige Wildkräuter entfernen, um überhaupt ein Bild davon machen zu können.
Da fällt das große Schild in der Nachbarschaft mehr auf.

Hinter Döhren habe ich es dann gewagt, auf dem alten Kolonnenweg rund 3,5km quer durch den Wald zu fahren. War nicht ganz einfach – hat aber geklappt.

Als Belohnung für meine Mühe habe ich dann kurz vor Ende des Weges auf einer kleinen Anhöhe diesen fast versteckten alten Beobachtungsturm gesehen.

In Schwanefeld steht eine romanische Kirche aus dem 11. Jahrhundert. Eine Tafel weist auf eine Sanierung hin. Wie mir dann ein Bewohner, der extra aus dem Haus kam, erzählte, ruhen diese Arbeiten schon länger. Es gibt Unstimmigkeiten im Förderverein und daher kümmert sich zurzeit niemand darum. Es wären schon gute 500.000,00 € investiert worden. Das Dach wäre neu und auch im Sockelbereich sind Maßnahmen gegen Feuchtigkeit durchgeführt worden, da die Kirche kein Fundament hat. Er selber ist erst 1985 der Liebe wegen hier hingezogen, hat aber auch vorher schon im Grenzgebiet gelebt. Er ist übrigens kein Freund davon, dass das Grünen Band zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Seine weitere Geschichte mit Schwestern und Krankheiten will ich hier nicht weiter aufführen.

Wenig später erreichte ich dann den sehr gut rausgeputzen Ort Beendorf.

Hier hatte ich beschlossen, auf direkten Weg nach Helmstedt zu fahren. Ich bin noch morgen hier und habe viel Zeit, mir die Grenzanlagen in Marienborn anzusehen. Und auch dies war eine gute Entscheidung. Hier traf ich Bernfried E., der am 29.06.1937 geboren wurde und bis 1951 in Sichtweite des Ortes unseres Gesprächs gewohnt hat. Er kannte, wie er sagte, noch jeden Winkel. Er hat mir viele Dinge aus seiner Kindheit erzählt. Selbst die Fische im kleinen Bach hätten sie mit den Händen gefangen. Seine Mutter wäre früh verstorben und so ist er dann zu einer Pflegemutter gekommen. Diese ist dann aber doch sehr schnell mit allen anderen Kindern in den Westen gegangen. Von 1960 – 1964 war er beim Bund in Lüneburg. Die Zeit nach der Bundeswehr bis heute war sehr umfangreich mit Heiraten, Kinder großziehen usw. Wäre aber auch nicht wichtig zu erzählen. Viel spannender wäre, dass er 2009 zu einem Klassentreffen wieder nach Beendorf gekommen ist und bei dieser Gelegenheit eine Spielkameradin aus der Zeit bis 1951 getroffen hat. Sie hatten dann noch einmal zehn gemeinsame schöne Jahre gehabt. Leider ist sie im letzten Jahr verstorben. Jetzt kommt er regelmäßig zum Spazierengehen hier hin.

Rechts und links der Straße geht auch heute noch der Kolonnenweg entlang. Er wird heute als Wanderweg genutzt. So sieht man heute die Ortseinfahrt nach Beendorf.

Durch einen schönen Forst und vorbei an Bad Helmstedt erreicht man dann Helmstedt City.

Auch hier gibt es Stolpersteine. Dass ich einen finde, der eine Verbindung nach Schleswig-Holstein hat, ist doch Zufall.

Gerda: Hallo Helmut einen schönen Sonntag wünschen wir Dir. Du machst Dir viel Arbeit mit Deiner Tour. Wenn ich jünger wäre würde ich sowas auch mal machen. Jetzt komm ich nur noch bis zum Heidweiher oder Venekoten. Auch schön.

Helmstedt-Marienborn-Helmstedt 12.07.2020

Helmstedt – Helmstedt Wald – Beendorf – Marienborn – Sommersdorf – Harbke -Helmstedt                                                                          43 km Fahrzeit: 03:28     Unterkunft: Hotel Knigge, Helmstedt

Ich hoffe Ihr hattet – wie ich – alle einen schönen und sonnigen Sonntag!

Zunächst ging es heute in den Lappwald bei Helmstedt. Hier gibt es eine Landwehr zur Grenzsicherung,  die schon 1250 bei Helmstedt errichtet wurde. Sie ist in großem Teil sehr gut erhalten und auch im Wald erkennbar. Hier stehen auch noch zwei alte Wachtürme aus der Zeit.

Weiter ging es entlang einer Kastanienallee im Wald in Richtung Walbeck, wo ich ja schon gestern war. Nur am Untergrund konnte man hier feststellen, wo sich einst die Grenze befunden hat. Auch einen Wachturm in Einzelteile zerlegt gibt es an dieser Stelle.

Ab dieser Stelle bin ich dann wieder gute 5km auf dem alten Kolonnenweg in Richtung Beendorf gefahren. Gestern bin ich auf anderem Wege von Walbeck nach Beendorf gefahren. Da hier einige alte Buchen standen, musste ich doch nach Einritzungen, wie im Bericht vom 01.07.20 erwähnt, suchen. Es hat schon eine Weile gedauert – aber ich bin fündig geworden.

Kurz vor Beendorf geht es deutlich bergab, wie man auf dem folgenden Bild erkennen kann.

Im nächsten Bild erkennt man links die Stelle zum Zeitpunkt der Grenze. Die zweite weiße Linie ist der Kolonnenweg. Das erste Haus auf der linken Seite steht auch dort heute noch.

Blick auf Beendorf. Aufgenommen vom Bundesgrenzschutz.

Bei Beendorf gibt es auch einen sehr schönen, wenn auch kleinen, Grenzlehrpfad mit vielen Informationen.

Anschließend überquert man die A2 und kann auf der rechten Seite der A2 die Gedenkstätte Marienborn sehen. Kurz hinter der Autobahn steht noch eine alte Betonmauer; gut versteckt im Gebüsch.

Die Gedenkstätte zeigt auf der gesamten Fläche und mit Schautafeln gut erklärt das ganze Ausmaß des Kontrollwahns der DDR. Es würde einfach den Rahmen sprengen, hier alles niederzuschreiben. Also bei der nächsten Reise nach Berlin an dieser Stelle einfach Rast einlegen. Leider waren auch hier nicht alle Bereiche für Besucher geöffnet.

Mit vielen Gedanken verließ ich diesen Ort um über Marionborn, einem Wallfahrtsort mit heiligem Wasser an einer kleinen Kapelle, zur Ortschaft Sommersdorf zu kommen.

Wenig später erreichte ich Sommersdorf mit der alten Burg. Bis ganze Teile einstürzen, wird es wohl nicht mehr lange dauern. So sagen es Schilder und auch eine Frau, die ich dort kurz traf.

Von Sommersdorf nach Harbe ging es dann am Waldrand vorbei und dabei auch mit dem ersten Blick zum Brocken im Harz. Bei Harbe gab es einen kleinen Braunkohletageabbau. Die Grenze wurde daher an dieser Stelle immer etwas variabel gehalten. So wie es die Arbeiten halt nötig machten. Hier sollen auch zur Sicherung der Grenzen keine Waffe eingesetzt worden sein, wie mir ein nettes Ehepaar erzählte. Für sie war halt auch früher keine Fahrt in die eine Richtung möglich. Man hatte sich damit abgefunden und danach auch entsprechend gelebt. Für diesen kleinen Kohletageabbau musste auch kein Ort verschwinden.

Der Brocken im Dunst

Zum Abschluss heute mal etwas Lustiges: In Helmstedt gibt es eine Trau (ring) Ecke.

Das flache Land ist jetzt vorbei. Die ersten Hügel hatte ich heute schon. Die Berge des Harzes kommen immer näher auf meiner Tour.

Helmstedt – Schöningen 13.07.2020

Helmstedt – Harbke – Offleben – Hötensleben – Schöningen                                           39 km Fahrzeit: 03:12       Unterkunft: Gästehaus Stadtmitte, Schöningen                    

Es sollte heute ein langer Tag werden. Dabei war die Fahrstrecke, die ich heute zurück gelegt habe, nur 39km lang. Aber es war einfach sehr schönes Wetter und ich habe mehrere Menschen getroffen. Jeder hatte etwas zu erzählen, und auch ich durfte meine Reisegeschichte erzählen. So verging der Tag mit schönen Erlebnissen wie im Flug.

Die ersten und größeren Sonnenblumenfelder standen sehr schön am Wegesrand und luden dann auch zu der einen oder anderen kurzen Rast ein.

In Offleben traf ich dann zuerst Wolfgang, der dort vor 12:00 Uhr sein Bierchen trank und mir sein Leid mit den Enkeln erzählte. Er selber ist erst vor zwei Jahren hierher gezogen. Vorher hat er im etwa 8km entfernten Ort Badeleben gewohnt. Zu der Zeit in der DDR wollte er mir nichts erzählen. Muss ich so hinnehmen und habe auch nicht weiter nachgefragt.

Am Ortsende habe ich Infotafeln der Grenzgeschichte von Offleben gesehen und im Bild festgehalten. Hier wurde ich dann von einem netten Herrn angesprochen, der mir erzählte, dass ich gerade vor dem ersten Dorfgemeinschaftshaus in Niedersachsen stehen würde. Er fand es sehr schön, dass ich mir die Infotafeln angesehen habe. In diesem Ort wird noch deutlich auf die ehemalige Grenze hingewiesen.

Sehr guter Jahrgang!!

Er gab mir auch den Tipp, dass der Kolonnenweg bis Hötensleben gut zu fahren wäre und ich nicht auf die Straße ausweichen müsste. So bin ich dann heute auch wieder gute 5km direkt an der Grenze gefahren.

Der Weg führt dann genau zum Grenzdenkmal Hötensleben. Den Beobachtungsturm sieht man schon etwas vorher und dann kommt man zu einer Stelle, die im Originalzustand vorhanden ist. Hier ist sehr deutlich der Aufwand der Grenzsicherung des Staates zu sehen und zu spüren und alles ist in anschaulichen Tafeln erklärt. Auch an dieser Stelle sollen Bilder mehr erzählen, als ich es schreiben kann.

An einem Aussichtspunkt auf dem stillgelegten Tagebau traf ich einen Herrn aus Schöningen. Er ist in Hötensleben geboren und dann aber noch vor 1960 mit den Eltern umgezogen. Während des Gesprächs kam noch ein Motoradfahrer und ein Radfahrer (Tagestour Wolfsburg-Schöningen- Wolfsburg) hinzu. Wie sich dann rausstellte, haben die beiden anderen Männer auch mal in Schöningen gelebt. Im Sommer und auch während der Schulzeit ging es immer nach Alversdorf – dort gab es nämlich schon sehr früh eine Schwimmhalle. Nur ich konnte da nicht mitreden. Was etwas traurig war, ist die Tatsache, dass es diesen Ort nicht mehr gibt. Er musste dem Tagebau weichen und 1967 wurde mit dem Abriss der ersten Häuser begonnen. Runde 7 Jahre später, am 06.02.1974, wurde das letzte Haus dem Erdboden gleichgemacht.

Wenig später erreichte ich dann Schöningen am Elm. Auch hier werde ich zwei Tage verbringen und mir die Landschaft um den Gebirgszug Elm ansehen. Also keine Grenztour auf dem Programm.

14.07.2020

Schönigen – Elm-Schöningen                                                                                   23 km Fahrzeit: 01:46                Unterkunft: Gästehaus Stadtmitte, Schöningen     

Am Vormittag einen Stadtrundgang von rund 2,5h gemacht und anschließend etwa 20km durch den Höhenzug Elm mit dem Rad gefahren.

Mehr gibt es daher auch heute nicht, was ich schreiben könnte. Nachfolgend einige Bilder aus dem Ort Schöningen.

Nochmal das Rathaus und die St. Vincenz Kirche im Hintergrund. Rechts der Altarraum.

Morgen dann mehr aus Hornburg. Das nächste Ziel meiner Radreise.

Frank Marx: Hallo Helmut, am Niederrhein ist das Tiefdruckgebiet aus Frankreich mit Regen angekommen. Wie war es denn heute bei Dir und wie bist Du untergebracht ? Viele Grüße aus dem nassen (na ja, nicht so sehr) Wesel !

Teil 3 der Radtour entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze bis zum 31.07.2020

Teil 4 der Radtour entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze bis zum 15.08.2020

Teil 5 der Radtour entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze bis nach Hof 27.08.2020